Schlimmer geht immer!
An einem verlängerten Wochenende beschloss mein Vater namens Robert mit mir einen Tag Schifahren zu gehen. Der Grund dafür war mein bevorstehender Skikurs mit der Schulklasse. Ich konnte zwar gut Schifahren, aber mein Vater wollte mir Mut machen, da ich große Angst vor dem Schleppliftfahren hatte. An sich hätte ich kein Problem damit gehabt, aber mein kleiner Bruder Thomas fuhr jedes Mal absichtlich aus der vorhergesehenen Spur, sodass ich mich immer darum sorgte, ob wir stürzen und uns dabei etwas passieren würde. Am Abend davor lag ich noch lange wach, weil meine Nervosität Oberhand gewann.
Also fuhren Robert und ich ins Skigebiet Zauchensee, da es dort viele lange Schlepper gab. In diesem Gebiet angekommen, borgten wir uns passende Ski aus und machten uns mit ihnen auf den Weg zum ersten Schlepplift. Als wir in der Schlange vor der Zugmaschine anstanden, wurden meine Beine schwer und mein Herz begann wild zu pochen. Ich bildete mir sogar ein, mein eigenes Blut in meinen Ohren rauschen zu hören. Die Sekunden fühlten sich wie Minuten an und endlich erreichten wir die Einstiegsstelle. Beim Einstieg verlief alles ausgezeichnet und Robert grinste mich unter seinem Helm stolz an. In der Mitte des steilen Hügels bemerkte ich, dass die einzelnen Fasern des Drahtseiles zu reißen begannen. Ich machte meinen Vater auf meine beängstigende Beobachtung aufmerksam. Dieser wollte mir zu verstehen geben, dass nichts passieren wird. In dieser Sekunde riss der Draht komplett durch. Robert und ich hatten im nächsten Moment das ganze Gestell, auf welchem wir kurze Zeit zuvor noch gesessen hatten, in den Händen und fuhren, erst langsam dann immer schneller, den Berg rückwärts hinunter. Es handelte sich nur um wenige Sekunden, in denen mein Gehirn aussetzte und nicht reagieren konnte. Nach dem kurz andauernden Schock reagierte mein Körper wie von allein und ich stürzte mich aus der Bahn des Schleppers. Mein Vater machte dasselbe und so konnten wir gerade noch einen Zusammenprall mit den beiden Burschen hinter uns verhindern. Mein Vater war zwar verärgert, da sein Plan, mir die Angst zu nehmen, seiner Meinung nach nicht geglückt war. Aber ich bemerkte rasch, dass uns nichts mehr passieren konnte und ich begann laut zu lachen. Mein Vater stimmte vor Erleichterung ein und so lagen wir beide im Schnee und uns kullerten die Tränen vor lauter Lachen die Wangen hinunter. Nach kurzer Zeit hatten wir uns wieder beruhigt und fuhren, mit dem abgefallenen Teil des Schleppers, zur Einstiegsstelle zurück, wo wir ihn abgaben. Die Liftleute waren sehr überrascht und entschuldigten sich bei uns.
Meine Angst vor Schleppern war durch diesen Ausflug zwar nicht ganz verschwunden, aber ich wurde wenigstens nicht mehr so aufgeregt, wenn ich mit einem Schlepplift fuhr. Durch den aufregenden Vorfall wusste ich zu mindestens, wie man im Notfall reagieren muss, um einen Unfall zu verhindern.
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