Schluss mit dem Theater
„Du willst, dass ich gar nichts in meinem Leben habe, außer dir!“
„Ich will nur das beste für dich, Kitty.“
„Nenn mich nicht Kitty.“, fauchte Cat, verschränkte die Arme vor der Brust und zog die Schultern hoch. Pino hingegen nahm eine offene Haltung ein und streckte die Arme aus. „Sei nicht so, Babe. Ich liebe dich. Lass uns diesen Streit vergessen.“ Cats schöne große Augen funkelten zornig.
„Lass mich doch einfach in Ruhe.“ Ein letztes Mal versuchte sie, einen ruhigen Ton anzuschlagen. „Aber ich weiß nicht wie.“ Er ergriff ihre Hand und tat so, als würde er gar nicht bemerken, dass Cat versuchte, sie ihm wegzureißen. „Meine Nerven!“ Cat zog fester. Pino ließ nicht los, stattdessen schmerzte ihr Handgelenk. „Lass mich sofort los, oder ich werde-“ niemand sollte je erfahren, was Cat tun würde, wenn Pino sie nicht losließ, denn er unterbrach sie. „Kitty.“, sagte er streng und der harsche Tonfall wollte nicht so recht mit dem Namen zusammen passen. „Ich weiß, wir haben unsere Probleme. Aber das ändert sich schon noch. Wir wissen beide von deinem Temperament.“ Er zwinkerte ihr versöhnlich zu und strich mit dem Daumen über ihren Handrücken. Pino wusste, dass kein zweiter so tauglich für diese Herkulesarbeit war wie er. „Du bist ein kleiner, mieser -“
„Spazieren gehen?“, fragte er, als hätte er sie missverstanden. Hitzige Streits waren nicht der Weg um mit Cat auszukommen, und das wusste er. „Ich bin müde. Gehen wir zurück?“, schlug Cat hoffnungsvoll vor. „Was du möchtest, Süße. Auf dem Weg können wir noch was zu essen holen?“ Schnippisch mustere Cat Pino. „Na gut. Essen holen klingt gut.“ Pino lächelte sie vernünftig an und nahm ihre Hand, wohlwissend, dass er gewonnen hatte.
Beide gingen von der Bühne ab. „Das war perfekt!“, jauchzte Nera und fiel Mats um den Hals. „Ja schon.“, lächelte er und klopfte ihr auf den Rücken. Beide drängten sich an die Seite, um durch den Spalt zwischen dem Vorhang das Geschehen beobachten zu können.
„Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit!“, grölte Trapp, ein ehemaliger Doktor im Ruhestand. „Das war Der widerspenstigen Zähmung von Shakespeare. Umgeschrieben und in die moderne Zeit versetzt von der Theatergruppe der Oberstufe.“ Nera fand, er sah aus wie ein zu dicker Zirkusdirektor. „Gleich sind wir dran.“, sagte Nera aufgeregt und machte sich für ihren Einsatz bereit. „Unsere Hauptdarsteller: Nina als Cat aka Katharina und Mats als Pino oder auch Petruchio!“ Nera hüpfte freudig auf die Bühne, ohne sich nach ihrem Freund umzusehen.
„Gehen wir.“ Mats nahm ihre Hand, beide wohlwissend, dass das Theater besser zu ihnen passte als gut war. Sie machten jedoch lieber weiterhin eine gute Miene zum bösen Spiel, anstatt sich einzugestehen, dass sie genug voneinander hatten.
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