Schätze, die einen niemals verlassen
Die düstere schwarze Sicht, wird durch das Öffnen meiner Augen unterbrochen. Dunkelgrau. Ich starre die dunkelgrauen Wolken an, die den Himmel bedecken und die Beleuchtung verdunkeln. Ein kleines Loch lassen die Wolken zu, wodurch ein dünner Strahl an Sonne sich durchschiebt. Langsam drehe ich meinen Kopf nach links und anschließend nach rechts.
Eine dicke Decke aus glitzerndem Schnee bedeckt den Boden rund um mich. Die Kälte spüre ich, bis unter meine Kleidung. Der kalte Wind dringt in meine Knochen. Ich habe keinen blassen Schimmer, aus welchem Grund ich hier gelandet bin und was davor geschehen ist.
Im Schneckentempo bewege ich meinen Körper. Und langsam, ganz langsam schaffe ich es mich aufzusetzen. Die Sonne trifft mein Gesicht. Sie strahlt direkt in meine halb zugekniffenen Augen. Ich probiere nachzudenken, weiß jedoch nicht worüber. Meine Erinnerungen sind verschwunden. Die Sorgen kommen. Mein Körper heizt sich auf. Ich beginne trotz Kälte zu schwitzen. Der Schweiß läuft jetzt wie ein Fluss über jeden Teil meines Körpers. Ich stapfe langsam, besorgt, durch den Schnee. Meine Augen richten sich, nachdem sie lange auf den Boden gerichtet waren, nach vorne.
„Mami, Mami, schau mal nach vorne! Siehst du den riesigen Berg mit der Holzhütte auf der Spitze?“
Genau das, was wir gesehen haben, sehe ich in diesem Moment. Ein Stein fällt mir vom Herzen, weil ich mich wieder an etwas erinnern kann. Ich drehe mich um. Grün. Weiß.
„Die mit Schnee bedeckten Tannenbäume sind extrem hoch. Größer als ich, und auch größer als du, Mami.“
Diese Konversationen, die ich mit meiner Mutter auf unserer Winterwanderung durch die Berge geführt habe, kommen mir wieder in den Sinn. Alles beginnt wieder, wie auf Knopfdruck, zurückzukommen. Wie Puzzlestücke, die nach und nach ein Bild meines Lebens zusammenfügen. Die Erinnerungen sind im Inneren meines Herzens verborgen und rund herum ist der Schmerz. Es ist schwer diesen Schmerz zu durchbrechen, um zum fröhlichen Anteil zu gelangen. Doch aufgrund dieses Sehens einer glücklichen Erinnerung überschreite ich endlich diese Grenze. Es sind jetzt bereits vier Monate voller Trauer. Das Glückliche ist mir einfach nicht eingefallen.
Die Gute-Nacht-Geschichten am Abend vor dem Einschlafen. Das laute Klatschen, als ich das erste Mal Fahrradfahren konnte. Das stolze Lächeln meiner Mutter während meiner Aufführung. Die Zeit, die sich meine Mutter für mich genommen hat, als ich krank im Bett lag…
Die unendlichen Erinnerungen begleiten mich weiter. Wie Seifenblasen, die sanft in den Himmel steigen, wobei ihre Magie erhalten bleibt. Durch die grauen Wolken zur warmen Sonne. Bis hin zu meiner Mutter.
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