Schwimmweste
Ich kann nicht schwimmen.
Ich bin schon einmal ertrunken.
Ertrunken in weiten Tiefen.
Er ist ein Ozean. Wie Andere auch.
Aber er ist neu. Zumindest habe ich ihn noch nie gesehen.
Ein stechender Geruch fliegt in meine Nase und zwickt mich.
Ich kann das Salz fast schon schmecken, aber es ist weit weg.
Ich werde es vielleicht nie erreichen.
Aber ich kann träumen.
Dann erschrecke ich mich. Möwen haben aufgeschrien.
Der schöne Moment ist vorbei.
Ich sehe vor meine Füße.
Ich finde Krebse und Algen. Vorallem aber Muscheln.
Tot. Leblos am Strand treiben.
Sie könnten Zeugnis deiner Schönheit geben.
Aber sie verblassen. Ich beobachte sie dabei.
Obwohl diese Muscheln. Die finde ich schön. Sie werde ich sammeln.
Sie tragen noch ein wenig Farbe.
Ich verliere mich ein wenig in ihnen.
So schnell verblassen sie nicht.
Jetzt stehe ich da, einige Muscheln in der Hand.
Der Wind wird stärker. Die Wellen größer.
Wasser schlägt gegen Gestein, das aus deinen Tiefen hervorragt.
Ich muss ein paar Schritte zurückgehen, um nicht mitgerissen zu werden.
Ich habe noch immer Angst.
Es wird laut. Nicht wegen der Möwen. Sie verstecken sich, suchen Heim und Schutz.
Dann wird es kurz hell. Und wieder laut. Regen prasselt auf dich nieder.
Du wirst so unglaublich unruhig. So aufgewühlt.
Noch nie habe ich dich so gesehen.
In der Ferne sehe ich jemanden, der sich herausgewagt hat.
Ich weiß, dass er etwas falsch gemacht hat.
Er kämpft.
Verschwindet.
Er ist weg.
Du bist zu stark für ihn.
Es dauert, bis zu dich beruhigt hast.
Es dauert lange.
Mittlerweile scheint der Mond. Er wirft sanftes Licht auf dich.
Du wirst so endlos, durchzogen von tiefer Dunkelheit.
Auch dies verändert sich. Ich merke, dass du unberechenbar bist. Und frei.
Ich kann wieder näher kommen.
Ich denke nach.
Habe schon einiges von dir gehört.
Von deiner Welt.
Ich müsste Hals über Kopf eintauchen, um sie zu sehen.
Mich in die Wellen stürzen.
Aber ich kann nicht schwimmen.
Ich könnte Leben sehen. Unglaublich bunt. So vielfältig.
Es weckt mein Interesse.
Ich komme doch ein wenig näher.
Die Sone wird wärmer, blendet mich.
Ihre Strahlen treffen auf mich und bringen dich zum glitzern.
Du wirst wieder unruhig. Etwas stört dich. Ich sehe hinaus.
Es sind Netze. Sie nehmen dir, was dein ist. Nehmen deine Pracht.
Ich weiß, dass du sie in deine Tiefen ziehen kannst.
Ich habe es gesehen.
Das hier lässt du über dich ergehen.
Du könntest daran zerbrechen.
Es macht mich traurig.
Und ich sehe deine Schwäche. Schmerz, den du erleiden musst.
Aber du bist stark.
Hoffe ich.
Meine Haut fängt an zu brennen.
Ich komme näher.
Aber nicht weiter.
Sand nagelt mich fest.
Meine Angst nagelt mich fest.
Ich habe Angst, zu ertrinken.
Ich verharre.
Werde erstochen von den Strahlen der Sonne.
Trockne aus.
Ich kann nicht springen.
Ich sehe wieder hinaus.
Etwas kommt auf mich zu.
Es wird angespült.
Etwas ist anders.
Du hast mir etwas gegeben.
Dann sehe ich es.
Ich lache. Du hast mich gesehen.
Schnell ziehe ich es über und laufe dir entgegen.
Etwas schneller.
Vielleicht schaffe ich es doch noch zu springen.
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:
Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX