Sehe das Jetzt!
Ich stehe. Am Fuße des Berges. Die Dunkelheit über mir verschlingt mich. Wartet auf mich. Hand in Hand mit Angst starrten sie auf mein Ich. Ich sehe hoch, was steht bevor? Kein Licht. Der erste Schritt ist meist schwer. Wie ein Steinsack lastet es auf mir. Erdrückt mich. Die leisen, schrillen Stimmen durchströmen mein Gehör. Sie verlangen Antworten, ein Tun meinerseits. Rasch, sofort. Niemand versteht mich. Tränen unterdrücke ich. Die Richtung, der Pfad, die Veränderung. Last, das Richtige zu wählen. Die Stimmen werden lauter, drängen, schubsen mich: „Mach den 1. Schritt!“
Ich muss gehen. Die Angst hält mich. Sie zieht, lässt mich den hohen, steilen Berg betrachten, den ich kaum zu schaffen reflektiere. Der Druck zu gehen. Das Ziehen zu bleiben. Mit unsicherem Denken wage ich zu begreifen, wie klein/ungebildet/hilfesuchend ich bin. „Schließe die Augen, atme, lass die Leichtigkeit dein Ich leiten!“ Fatale Gedanke, welche mich zuvor als Marionette benutzten, erscheinen zu verblassen. Nun gehe ich, sehe nicht, bereit bin ich. Meine Augen sind geschlossen, erfühlen doch den Weg. Über jeden Stock. Jeden Stein. Jedes Blatt. Mit jedem Schritt verspüre ich Leichtigkeit. Mit jedem Atemzug, Freiheit. Mit jedem Blick, Atemlosigkeit. Die Schönheit des Weges begreife ich erst jetzt, eine Ahnung zu verstehen. Doch der nächste Felsen hält mich. Ich spüre, wie mich Angst von hinten überfällt und die Dunkelheit sich nähert. „Ändere deinen Blick! Sieh das Wesentliche! Habe keine Angst vor der Zukunft!“ Ich schubse mich vom Boden weg, welcher mich mit Wurzeln an Ort und Stelle hält. Das Greifen nach Halt macht mich stark, drücke mich weg, erklimme den Fels. Zuvor noch groß wie eine Mauer, nun klein wie ein Kieselstein. Ich laufe weiter. Spüre, wie mein Blut durch meine Adern pulsiert. Das Pulsieren verrät immer noch meine Angst. Der Druck, ob das Schaffen mir gelingt. Keuchend, erschöpft, nach Atem suchend setze ich einen Schritt vor den anderen. Konzentriere mich. Verstehe ich? Der Weg ist das Ziel. Dieser nimmt mir meine Angst. Dieser ruft mich. Diesen spüre ich. Schneller. Immer schneller gehe ich. Nun mit einem Lächeln im Gesicht. Die Stimmen, sie schreien nun. Zerren an mir. Die Dunkelheit will mich fangen. Die Angst verschlingen. Aber mein Lachen, ein Licht. Die Helligkeit scheint klein zu sein. Doch groß für mich. Der Weg, verbindet sich mit Leichtigkeit und das kleine Licht geht Hand in Hand mit Angstlosigkeit. Immer noch versuche ich zu verstehen, was die Stimmen mir sagen wollen. Aber meine innere Stimme zählt, sie ist die einzige. „Geh!“. Einen Fuß vor den anderen setzend, gehe, laufe, renne ich.
Dann, endlich, der letzte Schritt und nun sehe ich. Die Dunkelheit war nicht grundlos da. Sie war das Vorerlebnis des jetzigen Sonnenaufganges und nun begreife ich: Veränderung, Dunkelheit, Zukunft, Angst gehen meist Hand in Hand. Doch den Weg zu erblicken und das Jetzt zu sehen, eine Überwindung. Gehen oder Bleiben eine Frage. Lernen zu leben, eine Aufgabe.
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