Sehnsucht
Schon wieder starre ich auf die Uhr und warte nur, dass die Stunde endlich vorbei ist, aber es fühlt sich schon wie eine Ewigkeit an. Langsam nehme ich noch einen Schluck aus meiner Flasche, und mein Blick wandert durch die Klasse, aber ich sehe dich nicht. Enttäuschung breitet sich langsam aus, aber ich ignoriere es und schaue auf die Uhr. Nur noch eine Minute, dann wird es endlich läuten. Ich lege meine Stifte zurück in meine Federschachtel und warte auf das Läuten. Wie auf Kommando ertönt es und ich packe, so wie alle anderen, meine Materialien schnell in die Schultasche, damit ich hinausgehen kann. Noch einen Schluck von meiner Flasche und ich stelle den Sessel hoch. Wieder schweift mein Blick durch die Klasse, aber ich sehe dich nicht. Ich gehe mit der Schultasche auf dem Rücken aus dem Klassenzimmer und beeile mich hinunter, damit ich das Schulgebäude verlassen kann. Ich blicke mich immer noch nach dir um, aber nichts. Langsam gehe ich aus der Schule und wie auf Kommando bewegen sich meine Beine in eine Richtung. Mein Blick wandert auf mein Handy und ich starre unsere alten Nachrichten an. Meine Augen wandern wieder herum und ich realisiere, wo ich gelandet bin, mit einem Seufzer gehe ich an den richtigen Ort und setze mich hin. Noch einen Schluck von meiner Flasche und ich starre dein Grab an und denke an die guten Zeiten, aber auch daran, dass ich die Signale nicht früher erkannt habe. Ich wünschte manchmal, ich könnte diesen Augenblick wieder erleben, damit ich dich davon abhalten kann, aber leider ist das Leben kein Wunschkonzert. „Ich wünschte, ich könnte dich wiedersehen - nur für einen Augenblick.“
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