Sekunden entscheiden über alles
Lina saß gerade an ihrem Schreibtisch im 6. Stock, als sie plötzlich Rauch roch. Erst dachte sie, es sei nur ein kleiner Brand im Nachbarbüro, aber dann hörte sie ein lautes Knacken über ihr und Schreie aus dem Flur. Die Hitze stieg schnell auf, der Alarm ging los, und Panik griff um sich.
Der Aufzug funktionierte nicht. Nur die Treppe blieb. Lina schnappte ihre Tasche, riss die Bürotür auf und rannte los. Menschen rannten an ihr vorbei, schrien, stolperten, Staub und Rauch brannten in ihrer Nase. Ihr Herz hämmerte so stark, dass sie dachte, es würde gleich aus ihrer Brust springen. Wenn ich jetzt nicht renne, komme ich nie raus, dachte sie.
Im 5. Stock stolperte fast jemand vor ihr, Lina wich aus, konnte aber nicht stehen bleiben. Tempo… Tempo… weiter… dachte sie. Jeder Schritt brannte in ihren Beinen, der Rauch brannte in den Augen, aber sie rannte weiter.
Dann, im 3. Stock, hörte sie ein Wimmern. Ein Mann lag halb bewusstlos auf der Treppe, sein Bein unter einem schweren Schreibtischbein eingeklemmt. Rauch zog in ihre Lungen, Funken regneten von der Decke. Lina spürte, wie ihr Herz noch schneller raste. Wenn ich jetzt einfach weiterlaufe, stirbt er…
Sie blieb stehen, keuchte, ihr ganzer Körper zitterte. Scheiße… was jetzt? Jede Sekunde zählte. Hitze kam näher, Funken sprangen, ein Stück Decke knisterte über ihr. Dann handelte sie.
Mit aller Kraft hob sie das Trümmerstück hoch, zog den Mann vorsichtig frei und drückte ihn an sich. Jeder Schritt nach unten war ein Kampf, die Stufen knirschten, Rauch brannte, sie stolperte fast, hielt sich am Geländer fest.
Endlich erreichte sie das Erdgeschoss. Sie fiel auf die Knie, hustete und keuchte, das Herz hämmerte wie verrückt. Der Mann war in Sicherheit, andere rannten panisch an ihnen vorbei. Lina war nass vom Schweiß, dreckig vom Rauch, aber lebendig.
In diesem Moment wusste sie eins: Tempo kann über Leben und Tod entscheiden – aber es geht nicht nur ums schnelle Rennen. Es geht darum, im richtigen Moment die richtige Entscheidung zu treffen, auch wenn man Angst hat und alles gefährlich ist. Jede Sekunde kann alles verändern. Manchmal muss man mutig sein und helfen, auch wenn man selbst in Gefahr ist. Genau das hatte sie jetzt getan – sie war schnell gewesen, ja, aber sie hatte auch richtig gehandelt. Und das Gefühl, dass sie ein Leben gerettet hatte, war stärker als alles andere.
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:




















Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX