Selbstreflexion eines Schattens namens Mensch
Was bedeutet es zu leben? Biologisch gesehen heißt am Leben zu sein, zu atmen, einen Puls zu haben und ein gewisses Maß an funktionierender Gehirnaktivität vorweisen zu können. Aber diese Antwort hat mir nie gereicht. Und ich glaube auch keinem anderen Menschen vor mir. Denn das ist das Problem. Niemand weiß es. Woher auch?
Wer weiß, vielleicht muss man erst sterben, um die Wahrheit zu erkennen. Welche Ironie. Da streift ein Mensch sein ganzes Dasein lang durch düstere Gassen, den Blick zu Boden gerichtet, um zu finden, was nicht zu finden ist. Jedes einzelne Mal beim Aufwachen klammern wir uns an die Träume, die in dieser Welt unmöglich scheinen. Und jeden Abend wollen wir sie verdrängen, da wir uns ja doch nicht an sie erinnern können. Da wir ja doch nicht mehr wissen was wir wollen. Und so stapfen wir umher, in dem Sumpf der sich selbst Leben nennt, mit schweren Schritten und lautem Keuchen, in der Hoffnung auf einen Sonnenstrahl, den wir sowieso ignorieren, oder verdunkeln, weil wir das Licht nicht mehr ertragen können, weil wir es nicht mehr ertragen wollen. Aber so ist der Mensch, dumm und stur mit Gewalt und Hass bis zum Ende.
Ja, wir sind schon eine selbstzerstörerische Spezies. Aber wie sollten wir je etwas anderes sein? In diesem endlosen Zirkel, wie soll da jemand „nein“ sagen, zu dem Terror, der Demütigung und der Angst. Dieser großen Urangst, die uns allen innewohnt und uns hinterrücks überfällt, um uns, und sich selbst gleich mit zu vernichten. Nun gut, es mag solche Exemplare geben, die dieses Ultimatum vollbringen können, aber wie können sie mehr als die Ausnahme sein, wenn niemand je begreift, dass es diesen Ausweg gibt? Ja wir Menschen sind schon komisch. Sicher, wir sind auch wundervoll, wir sind zu großem Mitgefühl fähig. Aber wenn ich so durch Gassen streife, wie jeder andere „normale“ Mensch, wenn ich esse, trinke und schlafe wie jeder „normale“ Mensch, dann frage ich mich was das alles soll. Man fühlt sich wie in einem Käfig voller Raubtiere, man selbst nur ein Schatten, und nur manchmal fliegt ein Schmetterling vorbei, um die Düsternis zu durchbrechen. Wie kann das sein? Sind wir denn alle nicht mehr als ein Tier, das auf zwei Beinen läuft, das frisst und schläft und jagt, wie jede andere Kreatur, ein Wesen, das sich so wie jedes andere Geschöpf einbildet überlegen zu sein, zu wissen und doch zu versagen, und zu denken, man könne den inneren Schweinehund überwinden, obwohl man schon längst zu diesem geworden ist? „Ich denke, also bin ich“, sagte Descartes. Die Welt schreit: „Ich bin, aber denke ich?“. Auf jeden Morgen folgt die Nacht, doch offensichtlich hat die Menschheit den Tag verpasst. Mit Taten will sie sich rühmen, doch müssten diese erst einmal geschehen. Und so geht es weiter bis zum Ende der Zeit. Nur unsere Schatten, sind alles was bleibt.
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