Sensenmanns Konzert
Im Saal herrscht Nacht, der Graben fährt hinab,
Da Tritt der Dunkle ein, in Todesfrische, aus dem Grab.
Sein Stab ist eine Sichel, seine Partitur das Leben,
wird er dir den Einsatz geben?
Wann setzt du ein, wann wirst du sein?
Entscheidest nicht du, sondern der Dirigent dein.
In größter Stille ertönt der Oboe A,
die Streicher spielen As.
Die Dissonanz erfüllt des Raumes Einsamkeit,
statt einem süßen Ton nur der derbe Klang von Neid.
Doch in den Noten stehts geschrieben,
es wird nicht an den Spielern liegen,
dass der Hass die Leere frisst.
Denkst Du, dass das Leere
Die Welt is(s)t?
Er schwingt und schwingt und wartet,
bis das Nichts zum Tanzen anfängt,
bis der Ton die Menge blendet,
bis er die Freude in die Tiefe senkt.
Wie eine Fackel, die durchs Dunkel dringt,
Erscheint der Chor, ex Machina, und singt:
„Können wir noch, dürfen wir noch,
Wie lang werden wir noch Leben?
Wenn wir nicht zum Guten streben,
Wenn wir nicht ein Vorbild geben,
Wer sonst wird seine Stimme heben?“
Den Sensenmann, den trifft es nicht,
Er an sie seine Stimme richt‘:
„Ihr dürft, ihr könnt, ihr sollt:
Ob ihr müsst, ob ihr wollt,
abhängig zu sein von der Welten Gold,
solltet ihr nicht, aber könnt ihr noch,
bis der Pauken Donner grollt,
und erlischt der Freude Docht.“
So wurd´ es still, die Chöre schwiegen,
und der Dunkle erzählte von Kriegen,
von Hunger, Leid, und Tod und Hass,
der die Menschheit weltweit fraß.
Der Chor blieb starr und sang kein Wort,
denn an diesem dunklen Ort,
war das Schweigenbrechen schwer,
Doch der Chor erhob sich, gleich einem Heer,
und sprach dem Tode ins Gesicht:
„Können, kannst du selbst doch nicht,
Denn wenn wir wollen können wir noch,
Solang wir können werden wir noch,
Leben mit den Lebenden,
und nicht geteilt durch tausend Wände,
Blind sein bis ans Lichtes Ende.
Können wir noch, werden wir noch,
Lange werden wir Leben,
den Neuen Kindern Vorbild geben,
und zu g’rechtem Leben streben.“
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:
Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX