7 Blumenvon Lisa Schillhammer
7 Blumen, ich gehe den Weg entlang. Der Regen ließ mich aussehen wie damals. Sie waren nicht da, nur die Straßenlampen erleuchten einzelne Stellen auf der Straße. Manchmal fragte sie sich, wann sie es endlich verstand. Die Pflanzen glitzern. Wann würde sie endlich mit einer nach Hause kommen. Ich warte auf das grüne Licht. Dieses Mal, sie schwor sich, dieses Mal war es anders. Ich wartete, die Straßen leer. Tatsache war, sie hatte es noch nie geschafft, der Grund dafür? Keine Autos, doch ich hatte mich schon immer an Regeln gehalten, deswegen wartete ich. 47 Minuten, die Sekunden kann ich nicht sagen. Endlich wurde es grün. Wenn ich sagen würde, 30 Sekunden, wäre es eine Lüge. Ein kaputter Regenschirm, allein und ein Kinderlächeln.
6 Blumen, ich entschied mich, durch den Park zu gehen. Sie geht immer durch den Park, man könnte es fast schon eine Tradition nennen. Ich schaute mich um. Sie liebte die Schaukeln. Die Schaukeln erinnern mich an meine Kindheit, deswegen hasse ich sie. Sie verbrachte immer mindestens 1 Stunde im Park. 5 Minuten, dann war ich schon wieder auf den Straßen. Ein Blindstock, eine Entschuldigung und ein Danke.
5 Blumen, ich habe Hunger, das Geschäft hat noch offen. Der Geruch vom frischen Gebäck ist das Beste. Sie liebte es mit den Menschen dort zu reden. „Wollen sie die Rechnung?“ Ich nickte. Sie hatte immer Süßigkeiten genommen. 2, 30€ weniger und ein Sandwich reicher. Eine Bitte, ein nettes Gespräch und zwei Lächeln.
4 Blumen, ich bin eine der wenigen, die Schule mag. Sie liebte schon immer die Schule. Sie ist zwar stressig, aber noch immer besser als meine Fliegen. Die Pausen voller Leben, die Stunden voller Wissen, die Personen voller Freundlichkeit, die Personen voller Hass, die Personen voller Gesichter und das Personal. Ein zweites Zuhause. Ein Zuhause ohne ihre Fliegen. Eine Begrüßung, eine Erinnerung und eine Umarmung.
3 Blumen, ich sah zum Himmel, der Regen wurde stärker. Sie ging auf die andere Seite der Straße und stellte sich unter ein Dach. Die Straßenbahn rast vorbei. Das Licht erhellt mich bis die Dunkelheit mich wieder umhüllt. Sie liebte das Licht. Es tat in den Augen weh. Eine Schande, dass sie in der Dunkelheit aufgewachsen ist. Eine dunkle Gasse. Sie war immer neugierig. Die Gasse ist voller Müll. Sie liebte es, im Müll Schätze zu finden. Es riecht schrecklich. Der Geruch hat sie normalerweise nie gestört. Ich ging weiter. Weitere Gassen. Mehr Müll. Das Zuhause von mir und meinen Fliegen war immer voller Müll. Ich glaube, sie mögen den Müll. Meine Fliegen räumten nie auf und wenn ich aufräumte, verlegte ich was Wichtiges. Ein Karton, ein Bellen und ein Viertel des Sandwiches.
2 Blumen, ich glaube ihnen nicht. Sie konnten nämlich nie sagen, was ich verlegt habe. Sie wusste, was sie verlegte, sie tat es absichtlich. Bis heute weiß ich nicht, was sie genau meinten. Die Straßen wirkten vertraut, bald ist sie zu Hause. Ich nehme einen anderen Weg. Der dauert um die 5 Minuten länger. Ich will, solange es geht, noch draußen bleiben. Meine Fliegen wird es sowieso nicht stören. Eine Decke, ein Schild und der Rest vom Sandwich.
1 Blume, ich bin fast da. Der Regen beruhigte sich langsam. Der Boden, die Ampel und das meiste Andere glitzert. Sie auch. Ich nicht. Um die Ecke, dann die Zweite links und wir sind schon bald da. Ich schaue mich um. Es sah noch immer gleich aus. Das meiste ist anders als damals. Vielleicht sind meine Fliegen nicht zu Hause. Ein Fall, eine Hand und Dankbarkeit.
0 Blumen, ich war da. Stille. Ich schloss die Tür hinter mir. Der Grund war mir selbst nicht bewusst. Ich würde schätzen, sie ist zu nett, oder Glück für andere ist einfach nur Pech für sie. Ich zog mir die Schuhe aus. Ich glaube aber nicht, dass Nettigkeit das Problem war. Ich hing meine Jacke auf. Ich glaube das wahre Problem war, dass sie müde war. Zu müde für mehr Blumen. Ich stand für eine Weile da. Sie drehte sich zu mir. Sie starrte mich an. Ich starre in den Spiegel. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, bis sie sprach. „Es tut mir leid“, sagte sie. Ich wusste schon was kommt. „Es sind wieder keine übrig geblieben“ Sie verbot mir zu sprechen. Eine weitere Ewigkeit. Ich bin weder wütend, noch enttäuscht. Ich weiß, wie müde sie ist. Morgen ist auch noch ein Tag.
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