Sinneswandelvon Manuel Hirschegger
Mein Blick folgt träge diesem Funken
der all uns Schattenkriechern
ein Glimmern schenkt im Dunkeln
auf seinem Segelflug nach unten
soll meinen
ich lausche mutig, wartend, ganz gelassen
auf einen Tropfen Lebenslust
habe nichts zu verlieren
bis auf mein Sein, das sie schon längst verprassen
jene hohen feinen Tiere
die uns wie wild verreißen
will heißen
ich lecke trockenes Blut
bittersüßes Aroma sammelt sich auf meinem Gaumen
erdig, feurig, würzig, scharf
von unserem allzu garen Leiden
und ich spucke aus
möchte damit sagen
dass ich sie spüre, jene fremde Macht
kratzend wie das Eisen metallener Stäbe
über meine poröse Haut
wie es mich juckt unter den Narben
rote Zacken entwachsen meinem Körper
gleich Felsen in der Brandung
möge im Grunde nur bedeuten
ein stechend Duft dringt in mir hoch
flutet Gänge und Gedanken
verpestet Notionen und Nuancen, den Sinn im Ganzen
mir bleiben nur Flausen im Kopf
darf nebst darauf hindeuten
wenn Funken dürrem Boden Schärfe geben
eine rote Säule sich gen Himmel streckt
auf wüstem Boden Flammenzungen weckt
unverfroren frech geworden ihre Rechtsverdreher neckt
und noch dazu
wenn Tropfen klein und unscheinbar
mit Brausen, Fegen, Surren, Beben
über verankerte Systeme fegen
Wellen wogend jene an die Spitze heben
die nicht nach Macht und Reichtum streben
und obendrein
der Zoll begrabener Ahnen
ihnen ihre Kost versalzt
und ihre Früchte niederwalzt
die doch von uns getragen
wenn sie sich dann selbst erdrosseln
sind wir die Übeltäter
klägliche Mütter, verkommene Väter
Staaten, Stolz und Volksverräter
fast wäre mir entfallen
die Schmerzen ihrer Krallen
furchen Täler in mein Herz
ihr seht, ich nehme es kaum noch wahr
bin wie Romeo, ohne Julia
eine Hülle ohne Hoffnung
ein Wolf fixiert am Gängelband
der still nach alter Freiheit lechzt
komm lass dir zeigen
wenn Funken feurig flüsternd fliegen
Wellen hoch zum Himmel ragen
Geschmäcker, die verborgen lagen
sich endlich aus dem Finstern wagen
und Dunst umströmt die letzte Feste
entwächst ein Behemoth den Engelsgleichen
fährt donnernd ein Inferno nieder
ein Zittern rast durch alle Glieder
und noch bevor ich ende
ein Duft von Angst erfüllt das Dunkel
lässt die dünne Luft vibrieren
von oben hört man schwach Gemunkel
dort wo auch die Lichter schienen
in gut gemeinter Ehrlichkeit will ich schlussendlich noch bekunden
wie das Rad sich fortan dreht
welche Segel Wind beweht
und wer zu seiner Würde steht
stemmt sich gegen böse Saat
ein gut gemeinter, letzter Rat
lass Wort und Tat gehen Hand in Hand
durchtrenne nur das straffe Band
werde ich auch nicht mehr leben
so weiß ich, dass ich immerhin
dem Zweck mein ganzes Herz gegeben
versprich mir, dir gelingt die Wende
versprich mir, Freund
ein bittersüßes
freies
Ende
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