So wie…
„Hast du Feuer?“ frag ich in der Gruppe
Keiner antwortet, alle reden weiter
Still warte ich und schaue mich mit unschuldigen Augen um
Ich fühl mich so wie ein Kind, das von jedem ignoriert wird
Doch ein Kind bin ich nicht, sonst hätte ich keine
Tschick im Mund
Nach meinem Selbstmitleidmoment seh ich eine Hand
Ein Feuerzeug haltend
Ich wurde wahrgenommen.
Schaue hoch, unsere Augen treffen sich
Man muss nicht beim Anstoßen den Blickkontakt halten
Hier denken das alle.
Meiner Meinung nach ist der Moment beim Anzünden
Viel schöner
Langsam kniet er sich hin
Seine Knorpel knacksen
Das ist nicht das erste Mal…
Doch mein Herz bricht schon wieder
„Könyörgök tanuljál! Könyörgök tanulj, és legyen egy diplomád! Ne végezd úgy, mint én!“
Ich muss an das Gespräch mit meinem Freund denken
Wieso ich so unbedingt ein Diplom haben will
Genau deshalb, ich muss es machen, ich muss es schaffen
Ich überlege mir wie das Leben meines Vaters war
Er tut sein Bestes.
Meine Dekadenwut verschwindet und ich sehe seine Augen
Dieselben Augen, die Ernő Jenő lasen
Und hofften etwas zu werden
Die jetzt wissen
Dass sie nichts geworden sind
Freitagabend
Es ist nicht so wie früher
Nicht mehr einander helfen, weil wir sonst niemanden haben
Mit Freunden in Bars gehen und über Politik tratschen
Wir sind nicht mehr gemeinsam einsam
Sondern mit anderen angesoffen
Statt cocotraube trinken wir Bier und „fancy Spritzer“
Doch im Endeffekt sind wir sowieso besoffen
Genau wie früher, aber
Ich vermisse seine Blicke…
Wo wir nur zu zweit waren
Nicht nur auf der Bank, auf der Erde genauso
Aber ich erkenne noch immer sofort
Wenn er nicht mehr ganz nüchtern ist
Wären wir unter uns, würden wir es offen sagen
Jetzt halten wir uns aber an die Normen
Und verstecken unseren Leberschaden
„Ne aggódj már annyit, olyan vagy mint az apád“
Ist das so schlimm?
Ich werde mit ihm verglichen
Das sollte mich nicht stören
Aber wieso tut es so weh?
Wenn ich mich wie er verhalte
Ende ich wie er
Ich will nicht Angst davor haben.
Vor allem weil es unvermeidbar ist
Seine Gene sind in mir
Und in meinem Bruder
Wir werden wie er.
Nicht er
Aber das immer mehr und mehr
Doch trotzdem sag ich meinen Bruder aus Wut
„Ne légy már ilyen lusta! Olyan vagy mint apa“
Natürlich bereue ich es sofort, obwohl es wahr ist.
Ich sage ihm später, dass es eh nicht der Fall ist
Aber in seinen Augen war klar zu sehen
Er fürchtet sich auch
Genauso wie ich.
Ich mag reden.
Ich rede auch sehr viel
Oft nervt das sogar andere
Aber ich mag Menschen, die viel reden
So wie meine Freunde.
Alles zu sagen, was auf dem Herzen liegt, weil sonst wird
Das Leben ja langweilig, denk ich oft
Liebesgedichte ohne Reime,
Gedanken nur aus Wut,
Einzelne Nachrichten statt einer langen,
schreiben
Rechtschreibfehler, wail ich kenn die sprache nicht gantz
Grammatikfehler, das nicht auffällig ist wen ich viel rede
Ausdruckfehler, so peinlich sind die mir, das soll keiner merken aber
Inhaltsfehler, ist nicht so einfach zu vermeiden.
Szeretek beszélni.
Aber trotzdem sind
Die Momente ohne Worte
angenehmer
Kein Dolmetscher nötig
Die Sprache verstehen wir alle
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