Sommer
In den verschlungenen Pfaden des Lebens schien es keine klaren Grenzen oder Abschlüsse zu geben. Alles floss ineinander, verschmolz zu einem endlosen Fluss der Erfahrungen. Martha stand am Ufer dieses Flusses und starrte in die schier endlose Dunkelheit, die vor ihr lag.
Ihre Gedanken wanderten zu all den Momenten in ihrem Leben, die keine klare Auflösung gefunden hatten. Beziehungen, die im Chaos versunken waren, Träume, die unerreichbar schienen, und Fragen, die unbeantwortet blieben. Das Gefühl der Unvollständigkeit schien sie zu umhüllen wie ein unsichtbarer Nebel.
Sie dachte an den Sommer, als sie sich in Lucas verliebt hatte. Die Liebe war so intensiv und leidenschaftlich, dass sie dachte, sie würde nie enden. Aber dann war er gegangen, ohne Erklärung, ohne Abschied. Ihre Liebe hatte einfach aufgehört zu existieren, als wäre sie nie da gewesen.
Und dann war da dieser Traum, den sie seit ihrer Kindheit gehegt hatte - das Schreiben eines Buches. Sie hatte unzählige Male begonnen, aber nie hatte sie die Worte gefunden, um die Geschichte zu einem Abschluss zu bringen. Es war, als ob die Geschichte selbst keinen klaren Schluss wollte.
Martha spürte, wie die Dunkelheit des Flusses sie einzuhüllen schien, als ob sie selbst ein Teil dieses endlosen Stroms wäre. Sie begriff, dass es im Leben keine klaren Enden gab, nur Übergänge und Veränderungen. Die Dinge liefen aus und mündeten in etwas Neues, aber das Neue war oft genauso rätselhaft wie das Alte.
In diesem Moment der Erkenntnis fand Martha Trost. Sie konnte loslassen, die Vergangenheit hinter sich lassen und dem Fluss des Lebens vertrauen. Es gab kein Ende, nur eine endlose Reise, und sie war bereit, sich treiben zu lassen und zu sehen, wohin der Strom sie tragen würde.
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