Sommermüde
Sommer war gut. Dopaminrausch, Nachtfieber und der Geschmack nach Freiheit in halbvollen Martinigläsern. Sommer war gut mit euch. Du riechst noch immer sonnenwarmen Augustregen und grüngefärbte Wiesen, aber die Sonnenblumen auf den Feldern bücken sich schleichend zur Umarmung der Erde hinab und die Abendluft schmeckt nach Gestern.
Du fröstelst in deinem Strickpullover.
Die warmen Tage fühlen sich an wie Eiswürfel in Himbeersaft und Silhouetten in den Wolken, aber der Wind ist inzwischen zu kalt für das leise Schlaflied der Grillen.
Plötzlich fühlt sich alles an wie ein geflüsterter Abschied. Das matte Licht der Straßenlaternen, das den Mond nicht ersetzen kann. Die Gänsehaut an deinen Armen von dem Gruß des Winters in der Luft, deine Fingerkuppen streichen beinahe verwundert darüber. Die Stille. Die Stille, die dich mit ihren dröhnenden Bässen zurückzudrängen scheint, die in deinem Kopf widerhallt und dich orientierungslos zurücklässt.
Das Schlüsselklimpern fühlt sich gleichzeitig laut und leise an, als du die Haustür aufsperrst.
Zuhause und doch nicht angekommen.
Du setzt dich ans Fenster und denkst an sommermüde Umarmungen in verrauchten Straßenecken und wie du die Drehung der Erde gespürt und dich mit ihr gedreht hast. Deine Augen mit dem Glanz vom Morgen im Spätsommer, von so viel Zukunft und so viel Jetzt. Jetzt ist dein Blick nur, als würdest du suchen. Du nimmst einen Schluck Milch mit Honig und versuchst, die Frage nach dem Warum und Wohin zu vergessen.
Kopfschmerzen im Nachtkleid um drei Uhr morgens, weil eine weitere Nacht zum Tag wird und du dieses Gefühl vermissen wirst.
Du dachtest doch, Sommer hat ewig Zeit
doch all das Grün wird zu Herbstblattgold
und dein grünes Herz verblüht.
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