Sonnenuntergang
Ich war auf dem Weg zu meiner besten Freundin Lena. Es war Samstag und daher der perfekte Tag, um auszugehen. Die Sonne ging gerade unter, sie strahlte golden und es schien, als würde der Himmel in Flammen stehen. Ich blieb einen Augenblick stehen, um den Sonnenuntergang zu bestaunen und holte tief Luft. Es roch nach Sommer, das erste Mal dieses Jahr. Ich ging den Rest des Weges und läutete bei Lena. Sie öffnete die Tür, ihr Handy in der einen und einen Make-up Pinsel in der anderen Hand. Während sie sich schminkte, machte ich uns einen Drink zum Vorglühen. Die Mischung füllte ich in zwei Gläser und wir tranken sie leer, während wir Musik hörten und ich auch noch ein wenig mein Make-up auffrischte. Wir mussten uns beeilen, um den Zug zu erwischen und entschieden uns zu laufen. Gerade rechtzeitig kamen wir am Bahnhof an. Wir kannten den Weg vom Bahnhof zur Party nicht, weswegen wir einfach der Menschenmenge folgten. Dort angekommen bezahlten wir den Eintritt, und am Eingang warteten auch schon ungeduldig unsere Freunde. Die meisten Getränke bezahlten sie, den Rest irgendwelche Typen, die sich an Lena ranmachten. Die Musik war im Gegensatz zu den meisten Dorffesten gut und die Getränke stark genug, dass wir schon vor Mitternacht betrunken waren. Ich stand gerade mit zwei alten Schulfreunden an der Bar, als ich ihn sah. Er ging nicht oft feiern, er musste sich ja auf seine Fußballkarriere konzentrieren. Auch wenn er da wahrscheinlich nicht so viel Erfolg haben würde, hatte er ihn dafür bei Mädchen. Mein Herz sank ein wenig, als ich das Haargummi um sein Handgelenk sah. Es war dasselbe vom letzten Mal, als ich ihn gesehen hatte. Eigentlich hatte er jede Woche eine neue Freundin. War es bei ihr anders? Er kam näher und holte sich von der Bar zwei Getränke. Plötzlich trafen sich unsere Blicke und die Zeit schien kurz anzuhalten. Seine Augen waren das, was ich am meisten an ihm gemocht hatte. Er hatte immer gemeint, das sei komisch, sie waren ja nur braun. Aber in seinen braunen Augen sah ich die Sonne untergehen, so wunderschön gold und warm wie der heutige Sonnenuntergang. Ich war nicht dumm, ich wusste, dass wir nicht für immer zusammenbleiben würden. Er hatte sich verändert, nicht nur sein Aussehen. Plötzlich drehte er sich um, zu einem Mädchen. Sie sagte ihm irgendwas und er reichte die Getränke einem seiner Freunde, bevor er sie an sich zog und sie küsste. Ich spürte, wie mir eine Träne über die Wange lief. Zum Glück kam Lena in dem Moment und riss mich aus meinen Gedanken. Sie reichte mir ein Taschentuch und umarmte mich. Lena meinte, dass es Zeit wäre, jeden Augenblick zu genießen und nicht an der Vergangenheit zu hängen, weswegen sie sich gleich auf die Suche nach einem passenden Jungen für mich machte. Sie hatte recht, ich musste ihn vergessen. Wer weiß, vielleicht würde ich bald einen Neuen treffen und in seinen Augen würde die Sonne auf statt unter gehen.
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