Spaziergang in der Nacht der Zukunftvon Karolina Kurti
Nachdenklich stand ich am Strand, es war eine dunkle Nacht und die Wellen rauschten lauter als sonst. Sie klangen verärgert und als wäre die Erde schuld, prallten sie mit voller Wucht auf das Land. Der Leuchtturm wies den Schiffen selbst in dieser stockfinsteren Dunkelheit den Weg. Der hell schimmernde Vollmond, der das Wasser glänzen ließ, und die tausenden Sterne am Himmel fingen meinen Blick, bis ich mich schließlich abwand und weiterschlenderte. Ich kam an hohen Wohnhäusern vorbei, die Fenster waren beleuchtet und innen herrschte Leben. Küchen waren zu sehen, mit kochendem Herd, Wohnzimmer mit lachenden Familien und auch einige dunkle Zimmer. Ich streifte weiter. Die Nacht wurde kälter und eine Gänsehaut zog sich über meinen Körper. Mein Blick viel auf ein Krankenhaus, das etwas entfernt, traurig aussehend in der Dunkelheit lag. Die Rollläden waren zugezogen, nur in einigen einzelnen Fenstern waren Menschen in weißen Kitteln und Hemden zu sehen. Blaues Licht erschien und ein Rettungswagen zog vorbei. Es trug mich weiter in die Nacht hinein, bis ich schließlich an meinem Ziel angekommen war. Es wurde still, kein Licht war zu sehen, kein Luftzug zu spüren. Ich atmete ein letztes Mal die frostige, nächtliche Luft ein, bevor ich vorsichtig das eiserne Tor öffnete. Hunderte Umrisse von Grabsteinen waren zu erkennen. Ich marschierte direkt auf den ersten zu und kniff meine Augen zusammen. Meine Finger fuhren über die Schrift und ich las. Meinen Namen. Und das heutige Datum.
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