Spirit of time
Vor einiger Zeit stand ich in einer Sackgasse, in der 2 Tore zu sehen waren. Vor mir ein alter Mann in einem alten geflickten Mantel, der unten neu war und nach oben bis zum Kragen von Zentimeter zu Zentimeter immer „älter wirkte“. Irgendwie kam mir dieser Herr sehr bekannt vor. Als ich mich den Toren näherten wollte, drückte er mir einen Brief in die Hand. In diesem Brief war zu lesen, dass ich mich für das linke Tor entscheiden soll, wenn ich eine „einfache Reise“ erleben will. Und das rechte sei das Richtige, wenn ich für einen tiefen Einblick bereit war. Als ich den Brief beiseitelegte und meinen Blick wieder auf den Mann richten wollte, war er plötzlich verschwunden. Ohne mir den Kopf darüber zu zerbrechen, entschloss ich mich dazu, den rechten Weg zu wählen.
Als ich durch die Tür durchging, schlossen sich meine Augen plötzlich und öffneten sich, als ich in meinem Heimatdorf aufwachte. Ich wollte meinen Kopf freibekommen, daher brauchte ich einen Spaziergang. Nach einer Weile traf ich auf eine weitere Person mittleren Alters, welche mir erzählte, dass sie vor einigen Jahren ein Maschinenbaustudium abschloss und nun in einem Haus lebte und für eine Autofirma arbeitete. Ob der Mann Familie, bzw Frau und Kinder hat, wollte er mir nicht verraten. Nachdem ich eine Zeit lang auf der Straße spazierte, erzählte mir ein kleiner Junge, der mit dem Rad fuhr, dass er eines Tages im Weltall arbeiten und somit Astronaut sein wird. Danach fuhr ich fröhlich weiter. Ich traf auf einen Jungen, der gleich alt aussah wie ich. Dieser hatte zu diesem Zeitpunkt keine konkrete Vorstellung, was er mit seinem Leben anfangen sollte. Mir kam seine Unentschlossenheit erschreckend ähnlich zu meinem Charakter vor. Am Ende dieser Reise traf ich diesen alten Mann an einem Ort, an dem ich in meiner Jugend viel Zeit verbrachte. Er machte nichts anderes als mir tief in die Augen zu schauen und zu sagen „Schau mich an. Du hast dein Leben glücklich verbracht.“
Ich schaute in die Luft und mir wurde endlich klar, dass all diese Personen junge oder alte Erscheinungen meiner eigenen Person waren. Sozusagen habe ich mein Leben soeben gesehen - „einen tiefen Einblick“ bekommen. Was ich damit sagen möchte ist, dass man in seinem Leben wenig bis gar nichts planen kann. Man kann die Gegenwart in gewisser Art und Weis beeinflussen, jedoch bleibt ungewiss, welche Auswirkungen dieses Handeln auf die eigene Zukunft haben wird.
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:
Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX