Staub
Am Waldrand gab es einen schmalen Weg, der meine Fantasie zu beflügeln vermochte, und wenn die Weide nebenan im Wind flatterte, konnte ich sein, was auch immer ich wollte. Ein trockenes, leichtes Blatt im Sturm wurde unter einer Flut von wild-lauer Luft zu Staub und Staub wurde zu einem Teil des großen Ganzen.
Um nichts zu trauern war eine elegante Angelegenheit, und braun wie das splitternde Blatt gekleidet wollte ich stiller und größer sein als die überhitzte Verwirrte des vergangenen Sommers. Ich wollte viel zu viel, aber hier am Waldrand hätte ich um alles, wovon es mir zu wenig war, schreien können, und die rauschende Ruhe eines wonnigen Ortes hätte mich trotzdem verschluckt.
Aber ich würde nie einfach herumschreien, die Leute in dieser Kleinstadt waren mir unheimlich, und obwohl man überall Hemmungen hat, zu schreien, wäre es überall anders besser gewesen.
Ich wollte nicht nach Hause, zu Hause war ich fünfzehn und lebensunfähig, oder lebensmüde, dabei hatte ich einige Wochen nicht wirklich an meinen eigenen Tod gedacht, und das passte mir gar nicht. Zuhause gab es nichts außer mir selbst, und dass ich mir nicht krank genug war, machte mich krank, aber nie genug.
Zuhause verschwendete die Zeit sich von allein und ich sah ihr dabei zu. Ich lief im Kreis und stellte mir vor, dass endlich alles passieren würde, aber ich konnte in die Zukunft sehen und wusste, dass ich bis ans Ende meiner Tage so unglücklich mit dem Mangelnden allein sein würde.
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