Staudämme
Er hört ihr zu. Er hört mir zu. Wer hört ihm zu? Hört er uns überhaupt zu? Hören wir einander jemals wirklich zu?
Ich erzähle. All die Anspannung, das Leid, all meine Probleme sind ein großer Staudamm; der bricht. Mit einer gigantischen, wunderschönen Wucht bricht er sich Bahn. Er bahnt sich den Weg durch meine Augen, er erschüttert meinen Körper, schüttelt ihn durch.
Einen solch gewaltigen Staudamm kann niemand real errichten, denn er ist innen, in einem selbst.
Mein Staudamm bricht. Meine Augen weinen, mein Körper bebt, mein Mund erzählt.
Und wer, außer mir, kann meinen wunderschönen, doch angsteinflößenden Staudamm sehen? Niemand.
Denn man kann ihn nicht sehen. Nur hören kann ihn, wer zuhört.
Ich erzähle, und jemand hört mir zu. Erkennt den Staudamm. Versteht ihn.
Jemand hört zu, hört mich.
Und der Staudamm ist geöffnet, an seiner Stelle fließt nun ein Bach. Leicht zu überqueren.
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