Sternenfall
Am kohlenschwarzen Nachthimmel wachen unzählige glitzernde Sterne. Ein Anblick, der mir Erinnerungen raubt und Träume aufblühen lässt. Ich stehe am nächtlichen Feld, der Wind fährt durch tanzende Grashalme und streichelt meine Haut. Leise pfeifend und flüsternd. Wie Sternenatem.
Es geschieht unerwartet und schnell. Ich bewundere die Schönheit und den Sternenschein, blicke in ein Lichtparadies. Eines dieser Lichter scheint auf einmal zu gleiten, über das schimmernde Himmelszelt. Immer schneller und schneller, bis der Stern auf einmal zu Boden fällt. Wie ein Stein.
Ich gehe schnell und hoffend. Mit klopfendem Herz und Wünschen. Schreite durch Dunkelheit zum Licht. Mein Weg scheint lang und einfach. Ich fange an zu laufen. Der Stern ist leicht zu finden, er schimmert in dieser Ödnis. Wie ein Diamant.
Was ist passiert? Wie kommst du her, frage ich und blicke zum Stern am Boden. Er strahlt bunt und stark, so wunderschön und einzigartig. Ich bücke mich und hebe ihn auf. Ihn zu halten tut gut. Er ist wärmend, hell und wertvoll. Wie eine Erkenntnis.
Ich weiß es nicht… Ich sah die anderen schnellen Sterne, vorüberziehen und gleiten. Glücklich, ausgelassen und frei. Ich wollte es auch versuchen. Ich traf eine Entscheidung, Ich traf sie schnell und kopflos, antwortet der Stern. Und habe es nicht geschafft. . . Er wird traurig und glimmt schwächer. Wie ein Feuerfunke.
Du sahst Sternschnuppen und keine Sterne. Sterne können gar nicht fliegen. Du wirst nie fliegen können, will ich sagen. Und schweige trotzdem ruhig. Ich möchte ihm nicht wehtun, und seinen Traum zerstören. Tröstend wiege ich ihn sanft. Ich muss wieder zurück, wirst du mir helfen, fragt der Stern und währt zitternd. Wie ein Zweifel.
Die Nacht ist schwarz und ruhig, ich schreite durch das Feld, zurück in meine Stadt. Erklimme alle Hindernisse, wie auf dem Weg zuvor. Ich klettere auf ein Dach, das höchste, das ich sehe. In meinen Händen berge ich, den hellen gefallenen Stern. Wir glühen durch die Dunkelheit. Wie ein Hoffnungsschimmer.
Am Dach streichle ich ihn und nicke aufmunternd zu. Er zögert plötzlich schlotternd. Was ist, wenn ich es nicht schaffe, fragt er ängstlich leise. Ich überlege kurz und schweigend. Dann fange ich dich wieder auf, flüstere ich, entschlossen, stark und beharrlich. Wie der Nachtwind.
Den Kopf im Nacken hebe ich, den wunderschönen Stern, atme ein und lasse los, werfe ihn, so hoch ich kann, in die schwarze weite Luft. Er gleitet langsam zurück, empor an seinen Platz, füllt das Loch im Himmel. Er schafft es. Er hat eben, nur ein wenig, Hilfe gebraucht. Er flog. Wie kein Stern.
Am nächsten Abend schreite ich, alleine durch das Feld. Ich blicke hoch und lächle, zu meinem Freund empor. Die Hand erhoben winke ich. Zum Gruß, zum Abschied, zum Neuanfang. Und gestern Nacht… das war kein Traum, das weiß ich ganz fest, in meinem gestärkten Herzen. Wie ein Träumer.
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