Stille Seele
Jetzt sitz ich hier, sehe mich um und merke das alles leer ist. Nichts hat mehr Stimmen. Alles ist ruhig und verlassen.
Manchmal da frag ich mich nur, was ich auf dieser Erde bloß mache, aber ich werde die Antwort in der Stille nicht finden. In diesem Raum, der nur mit weißen trostlosen Wänden geschmückt ist.
Ich überdecke die Stille mit Schmerz, der so tief in mich eindringt, dass ich endlich wieder etwas fühle. Es hört nicht mehr auf zu schmerzen.
Doch nach diesen Minuten, in denen mein Schmerz bis in alle Teile meines Körpers fließt, höre ich die Stimme, die in mir spricht. Sie ist zwar so ruhig, dass man sie kaum versteht, aber durch all die Stille kann man sie hören. Ich höre, was sie sagt. Ich hasse ihre Worte. Ihre Worte verletzen mich nur mehr als alles andere.
Nun gehe ich zurück in die Vergangenheit, in der alles anfing.
Alles begann nur an diesem einen Abend, an dem er sie bei der Hand nahm und schlug. So lang bis sie am Boden lag und schrie. Wenn mein eigener Vater meine Mutter nicht ständig schlagen würde, würde alles anders sein.
Sie spürt den Schmerz von Schlägen. Ich spür ihn durch mich selbst. Ich fühle mich schuldig, doch ich kann nicht reagieren. Der Schmerz zerreißt mich innerlich.
Ich will weglaufen, dahin wo ich weiß, dass ich richtig aufgehoben bin, doch ich finde den Ort nicht. Er liegt nicht auf meinem Weg.
Ich will helfen, doch ich brauch selbst die Hilfe. Meine Mutter sah sie, sie sah meine Narben. Sie weiß es. Sie weiß, dass ich Hilfe brauche, doch sie ist zu beschäftigt mit sich selbst. Aber ich will die Hilfe nicht. Ich kann mich kümmern. Um mich selbst.
Dieses eine Mal, als er sie so fest schlug das sie schon überall blau war, war ich zerstört. Ich kann das nicht mit ansehen. Jedes Mal ihre Augen, die nach Hilfe rufen. Ich werde nie wissen, wie ich ihr helfen kann.
Selbst meine beste Freundin biete mit Hilfe an. Doch ich kann sie nicht annehmen. Es geht mir gut. Irgendwann werde ich es schaffen, oder? Abe ich kann daran nicht glauben.
Keiner weiß, dass dieser Schmerz mir guttut. Keiner weiß, wenn man nichts mehr spürt und alles leer ist, dass dieser Schmerz mich aufheitert.
Ich hoffe das er aufhört. Aufhört sie so zu schlagen. Es ist unvorstellbar eine Person so zu behandeln, wenn man sie doch eigentlich liebt.
Ich kann es nicht verstehen. Papa tut immer so, als wäre er der Beste, doch er ist der schlechteste Mann. Er versucht alles, um mich auf seine Seite zu holen. Aber ich will das nicht. Ich weiß das er innerlich so Böse ist, und vielleicht doch auch mir dasselbe antut.
Er könnte durchdrehen, wenn er meine Narben sieht. Er wird es hoffentlich nicht. Ich will ihn nicht sehen.
Bei jedem Geräusch habe ich Angst, dass er vor meiner Tür steht. Wir haben Angst. Wenn er betrunken ist, ist alles viel schlimmer als sonst. Wenn er betrunken ist, dann verliert er noch mehr seine Kontrolle. Ich hoffe, irgendwann hat alles ein Ende aber bis jetzt ist kein Ende in Sicht.
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