Stillstand
Wie jeden Tag läutet mein Wecker um 5: 40 Uhr. Wie jeden Tag stehe ich auf und bereite mich für die Schule vor und wie jeden Tag laufe ich zur Haltestelle und erwische gerade so noch den Bus. Wie jeden Tag setzte ich mich zu meiner Klassenkameradin und fahre fünfzig Minuten zur Schule. Wie jeden Tag sitze ich in der Klasse und warte sehnsüchtig darauf, dass die Schulglocke das Ende der letzten Stunde signalisiert. Wie jeden Tag komme ich nach Hause und erledige das Nötigste für den nächsten Morgen.
Es ist ein ewiger Kreislauf.
Nun liege ich im Bett und ein unwohles Gefühl breitet sich in mir aus. Es fühlt sich an, als würde die Zeit immer schneller vergehen, aber ich, ich bleibe an Ort und Stelle, bewege mich kein Stück weiter. Jeder Tag läuft gleich ab. Alles ist monoton, das eine geht ins andere über, es scheint grau in grau, die Abwechslung fehlt. Doch schon hat der Tag begonnen, ist er wieder vorüber.
Woher soll ich denn die Zeit nehmen, mal etwas anderes zu tun? Wo ist die Zeit für meine Familie und meine Freundinnen hingekommen? Wo bleibt die Zeit für mich allein? Alles geht viel zu schnell. Gerade erst habe ich in der neuen Schule angefangen, es fühlt sich an, als wäre es erst gestern gewesen, aber jetzt bin ich schon in der zweiten Klasse.
Mir bleibt kaum noch Zeit meine Zukunft zu planen, denn bis ich fertig bin, ist es schon an der Zeit die nächste Woche, das nächste Monat, nein, das nächste Jahr zu organisieren.
Ich frage mich, ob es allen so geht. Oder laufen lediglich mir die Jahre davon? Ich möchte doch mein Leben genießen, aber ich warte bloß auf das Wochenende, freue mich, dass die harte Woche vorüber ist und beginne die nächste!
Eine Träne kullert über meine Wange, ich drehe mich in meinem Bett zur Seite und starre auf die Uhr auf meinem Nachttisch.
Tick tack. Tick tack. Tick tack.
Die Zeit bleibt wohl niemals stehen.
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