[Strg + A] → [Entfernen]
Ich sitze hier, schaue auf den Bildschirm, und der Cursor blinkt. Mein Kopf schmerzt, während ich auf das leere Dokument starre. Es fühlt sich an wie ein Takt, als würde er mich antreiben: Mach schneller, schreib endlich. Alle sind längst fertig, nur ich suche noch nach einem Anfang. Schon zum fünften Mal habe ich alles gelöscht.
Ironisch, denke ich, dass mein Text über „Tempo“ genau daran scheitert. Die Zeit rennt, aber in meinem Kopf bewegt sich alles langsam. Meine Gedanken stolpern, rennen davon und verschwinden in einer Leere, in der ich keine Idee greifen kann. Ich beginne einen Satz, nur um ihn gleich wieder zu löschen. Es ist, als würden meine Gedanken zu Fuß gehen, während die Uhr rennt.
Aber vielleicht ist genau das „Tempo“: nicht nur Geschwindigkeit, sondern auch Stillstand. Mal rasant, mal zäh. Minuten, die verfliegen, wenn plötzlich eine Idee auftaucht. Stunden, die sich endlos ziehen, wenn man zum hundertsten Mal die Backspace-Taste drückt. Ein Herzschlag, der schneller wird, sobald der Druck steigt. Und die Ruhe, auf die ich warte – wenn meine Finger ein letztes Mal über die Tasten gleiten.
Im Hintergrund höre ich die Uhr. Tick. Tock. Jeder Schlag erinnert mich daran, dass ich weiterschreiben sollte. Und während ich schreibe, merke ich, dass ich plötzlich beschleunige. Die Worte kommen schneller, ich tippe, ohne nachzudenken, erst unsicher, dann sicherer. Als hätte das Zögern mich vorbereitet, als wäre es die Stille vor dem Sturm.
Vielleicht geht es nicht darum, Tempo zu beherrschen. Vielleicht geht es darum, es zu spüren – mal stockend, mal rasend schnell, mal quälend langsam. So wie beim Schreiben selbst: erst Stillstand, dann ein paar unsichere Schritte, und plötzlich läuft es von allein. Genau dieses Hin und Her, dieses Schwanken, hat meinen Text entstehen lassen. Und deshalb sitze ich jetzt hier und merke: aus der Suche nach Tempo wurde am Ende mein eigenes Tempo. Und damit ist dieser Text nun wirklich fertig.
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