Stumm
Man sagt, man solle mit offenen Augen durch die Welt gehen, um die Realität zu erkennen. Nun gehe ich mit offenen Augen und sehe, doch tue nichts.
Man sagt, man solle Handeln, um anderen Menschen zu helfen. So versuche ich zu handeln, doch tue nichts.
Anstatt nun die Welt zu hinterfragen, begann ich mich selbst zu hinterfragen. Weshalb kann ich nie etwas tun? Weshalb schwirren mir zehntausend Gedanken durch den Kopf, doch nie entgleitet mir ein einziger von den Lippen? Sei es der menschliche Instinkt, sich selbst aus Problemen fernzuhalten, oder die bloße Feigheit, die in mir steckt. Mir erscheint mein eigener Körper stärker als meine Gefühle, mein Herz, mein Verlangen, meine Gedanken und mein Kopf.
Eines der dominantesten Organe ist meine Kehle. Ich möchte reden, doch ertappe mich mit offenem Mund, dem bloß die Luft entweicht. Ich möchte verteidigen, doch spüre, wie schwer das Unausgesprochene zu schlucken ist. Ich will unbedingt gehört werden, doch das Brennen wird immer schmerzhafter, sodass es mir die Kehle zuschnürt.
Nun erkenne ich das Problem in mir selbst und womöglich auch in anderen Menschen. Manche haben den Drang, ja und manche denken daran anderen zu helfen. Und viele haben etwas zu sagen, das bloß nie gehört wird, weil unser Körper für uns entscheidet.
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