Synchronisierte Herzen
Es reichte ein Augenblick, indem unsere Herzen eins wurden, dieselbe Melodie rhythmisch zum Takt pulsierend. Wir wussten beide, was es bedeutete und in welche Richtung die Nacht verlaufen würde.
Dennoch hätte es mir früher bewusst werden sollen. Ich hätte es wissen müssen, als man uns einander vorstellte und wir uns die Hände als Begrüßung gaben und sie nicht voneinander lösen konnten. Ich hätte es auch wissen müssen, als du mich deinen Freunden vorgestellt hattest und mit sanften Worten über mich sprachst. Ich hätte es auch dann wissen müssen, als ich mich dazu entschied mich, gegen all meine Kriterien zu stemmen, um dir – um uns eine Chance zu geben.
Mir war bewusst, dass unsere Geschichte ein Verfallsdatum hatte, doch hätte ich nie gedacht, dass dir ein Monat gereicht hatte, um zu realisieren, was es bedeutete in meiner Nähe zu sein.
Was es bedeutete, mit mir zu reden und Gefühle für mich zu hegen.
Nie machte ich ein Geheimnis aus meinem Leben, was mich ausmachte und wofür ich zu Boden gehen würde. Ich war wie ein offenes Buch, legte meine Seiten für dich widerwillig offen, dennoch hattest du dich geweigert meine Geschichte zu lesen und sie mit deinem Herzen zu verstehen.
Ich weiß du hattest Angst, doch die hatte ich auch.
Es war ein Leichtes für dich, mit netten Worten aus meinem Leben zu verschwinden und eine klaffende Lücke zu hinterlassen, die mich tagtäglich verspottet für meine Naivität.
Dass du gehen würdest war mir schon klar, als man mir zum ersten Mal deinen Namen verraten hatte, aber es gab einen Moment, in dem Hoffnung in meinem dummen kleinen Herzen aufstieg und Millisekunden danach im Keim ersticket wurden.
»Ich habe das noch nie gemacht, weißt du…«, flüsterte ich in den kalten Nachthimmel hinein, ignoriere dabei die kleine Dampfwolke, die durch meinen heißen Atem entstand.
»Was? In der Nacht auf einer Parkbank sitzen? « Ich schüttelte lachend den Kopf. Auch bei dir umspielte deinen Lippen ein Lächeln, die gewellten braunen Haare verwirrt in allen Richtungen stehend.
Ich räusperte mich. »Der Mond ist wunderschön. Ich sehe ihn nicht so oft wie ich möchte. Die meiste Zeit kann ich ihn von meiner Terrasse aus nicht sehen, also liege ich auf dem Boden und suche vergebens nach dem leuchtenden, runden Ding, doch nur die Sterne sind zu finden. Versteh mich nicht falsch, die Sterne sind wunderschön, aber sie sind nicht das, wonach ich suche . . . « Mein Blick huschte zu ihm rüber. »… und auch nicht das, wonach ich mich sehne. «
Vielleicht hätte ich dich nicht ansehen dürfen. Vielleicht hättest du dann nicht erkannt, dass ich nach dir gesucht habe und vielleicht hätte ich auch dann nicht deinen Blick gesehen, an dem deine Züge nur eines preisgab; das Ende unserer Story.
Ob wir Gefühle füreinander empfanden oder nicht, es reichte nicht, um dich zum Bleiben zu überzeugen. Keine Worte, keine Taten, nichts hätte dich dazu bewegen können mich zu wählen.
Und was geblieben ist, war dieser Augenblick und derselbe Mond, der Zeuge unserer unerwiderten Sehnsucht war.
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