Tägliche Routine
Jeden Tag, wenn ich nach Hause komme, drehe ich den Fernseher auf. Ich zappe durch die Programme: Kochshow, Gameshow, Realityshow. Werbung Wiederholung, Testbild. Ich schalte das Gerät aus und greife zum Telefon: „Wollen wir heute was unternehmen?“, frage ich. Er sagt: „Ich kann nicht. Ich muss lernen. Heutzutage muss man sich anstrengen, wenn etwas aus einem werden soll“ Ich lege auf. Aus mir wird nichts werden. Ich nehme den Ball, will ein paar Körbe werfen. Der Nachbar ruft, ich wäre zu laut, er könne sich nicht auf seine Sendung konzentrieren. Ich gehe wieder rein. Meine Mutter schimpft, meine Hose sei voll Dreck. Ich entschuldige mich, mein es aber nicht so. Ich setze mich an meine Hausaufgaben: Sinus, Tangens, Cosinus. Leid, Tod, Verderben. Als ich fertig bin ist es Abend. Ich will kurz raus um frische Luft zu schnappen. Meine Mutter gibt mir eine Jacke. Es ist schließlich frisch draußen. Ich werfe die Jacke auf den Boden. Sie hat mir nie gefallen. Ich höre die Tür, mein Vater ist da. Ich begrüße ihn. „Und was hast du heute gemacht?“, fragt er mich. „Nichts. Ich war zu Hause.“ „Was ist denn heutzutage mit den Jugendlichen los? Als ich in deinem Alter war, habe ich den ganzen Tag lang was mit meinen Freunden unternommen und hab mich den ganzen Tag im Dreck gewälzt. Ich hab genug von eurer Faulheit!“ „Ich auch“, denke ich und gehe nach oben und zappe durchs Fernsehprogramm.
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