Tagebucheintrag an mein früheres Ich
Liebes Tagebuch,
nach einer langen Zeit melde ich mich mal wieder bei dir. Heute ist der 05. Mai 2043. Mittlerweile bin ich 36 Jahre alt und lebe das Leben, welches ich mir immer erträumt habe. Ich habe nun zwei Kinder, einen Mann und einen Hund. Zusammen leben wir in einem großen, schönen Haus. In der Zwischenzeit sind wir aufs Land gezogen, weil uns die Ruhe und das Grüne viel besser gefallen. Ich habe mich nun auch in dem Job wiedergefunden, auf den ich so lange hingearbeitet habe.
Gerne würde ich meinem früheren Ich mitteilen, dass wir alles erreicht haben. Dass wir das erreicht haben, was wir unbedingt erreichen wollten. Dass die ganze Mühe und Kraft, die wir gegeben haben, nicht umsonst war und dass es sich gelohnt hat, zu kämpfen.
Was ich meinem Früheren Ich noch gerne mitgeben möchte:
Die Beziehung zu deinen Eltern hat sich deutlich gebessert. Du bist mittlerweile auch stolze Tante geworden und deine Schwester ist wie eine beste Freundin für dich, die nur 10 Minuten von dir entfernt wohnt.
Der Angriffskrieg, den Putin im Jahr 2022 begonnen hatte, wurde im Jahr 2032 endgültig für beendet erklärt. Putin flüchtete 2032 nach Nordkorea, wo er fünf Jahre später umgebracht wurde. Bis heute wurden noch nicht alle Spuren des Kriegs komplett beseitigt. Jedoch wurden die meisten Städte der Ukraine wieder aufgebaut und dort fließt wieder leben. Außer in der Hauptstadt (der Ukraine, ) Kiew. Dort wurde alles stehen und liegen gelassen, so wie es zerstört wurde. Anscheinend als Denkmal, zur Erklärung davon, was die Ukraine erleben musste. Die Ukraine ist nun auch schon seit zwei Jahren Teil der EU.
Von der damaligen Corona-Pandemie hört man nichts mehr. Sie ist Vergangenheit. Wird nun als eine“normale” Krankheit dargestellt, gleich wie jegliche andere. Das ganze Drama war sozusagen umsonst. Alles, was zerstört wurde, umsonst. Deine Jugend versaut umsonst. Du hättest deine Jugend leben können, so wie jeder andere es gemacht hat. So wie es heute wieder jeder macht.
Zum Alltag scheint heute zu gehören, dass 12-jährige Kinder Drogen konsumieren, Rauchen und Alkohol als Ausweg sehen. Miteinander und Zusammensein ist wieder zur Normalität geworden. Das Leben im Internet, vor allem in den sozialen Netzwerken, ist viel friedlicher geworden. Es gibt keinen Hass auf andere, keine Eifersucht und vor allem keinen Selbsthass mehr. Jeder unterstützt jeden. Keiner ist besser oder“höher” als jemand anderer. Alle sind auf dem“gleichen Level”.
Vor fünf Jahren waren die Zustände noch um einiges schlimmer. Weder hat jemand Selbstliebe verspürt, noch jemanden anderen Liebe gezeigt – ich spreche aus Erfahrung. Auf der Erde verspürte man gefühlt nur noch Hass. Ruckartig wurde klargestellt, dass man unter solchen Zuständen nicht leben kann und wie auf Knopfdruck nahm die ganze Sache eine Wende.
Deine Julia,
bis zum nächsten Mal!
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