Tempo, kleine Fische
Victor, ein kleiner gelber Fisch, versuchte verzweifelt, seinem Freund Pablo nachzukommen, was jedoch unmöglich schien da dieser schon fast außer Sichtweite war. Unruhig blickte er nach links und rechts, doch da war nichts als der tiefe Ozean. Schließlich beschloss Victor in seinem eigenen Tempo weiter zuschwimmen und hoffte, dass sein Freund an einer geeigneten Stelle auf ihn wartete. Nach einer langen Zeit wunderte sich der kleine gelbe Fisch schon, da Pablo noch immer verschwunden war. Er fürchtete, dass seinem Freund etwas zugestoßen sein könnte.
Hinter dem nächsten Korallenriff machte Victor ein kurze Pause und ruhte sich für das Wettschwimmen aus. Doch plötzlich geschah es. Alles passierte so schnell: Ein riesiger Schatten tauchte über ihm auf und wenige Meter vor ihm wurde ein blauer Fisch von einem spitzen Hacken aufgespießt und mit der Schnur an die Meeresoberfläche gezogen. Victor traute seinen Augen nicht. Es war Pablo. Doch der ängstliche Fisch hatte keine Zeit, um um ihn zu trauern, denn er wusste: wenn er jetzt nicht losschwamm, wären die letzten Minuten seines Lebens gezählt.
Also schwamm er so schnell er konnte vom Boot weg. Schon nach wenigen Metern war er außer Puste und warf einen schnellen Blick nach hinten, um zu sehen ob er das Fischerboot mit seinem Tempo etwas abhängen konnte. Es war noch gut zu sehen, aber weit entfernt. Victor schnappte nach Luft und plötzlich überkam ihm die Traurigkeit. Er hatte nicht gewusst, dass es bei diesem Rennen um Leben oder Tod ging und schon gar nicht, dass er dabei seinen besten Freund verlieren würde.
Nun waren nur noch er, Silvia und Leonardo im Rennen und Victor hatte gegen beide keine Chance. Da schwammen sie auch schon an ihm vorbei. So schnell wie Raketen. Silvia hinter Leonardo. Victor legte wieder los um die beiden einzuholen, doch er musste sein Tempo kurz darauf wieder drosseln da ein Aal ihm den Weg kreuzte. Das brachte ihn ein wenig zurück, doch er ließ sich nicht aufhalten, denn er hatte Silvia fast eingeholt. Am Rand der Rennstecke hörte er die Zuschauer rufen: „Tempo, kleine Fische!“
Und tatsächlich überholte Victor Silvia.
„Hey, du bist dran!“
Erschrocken erwachte ich aus meinem Gedankenkarussell. „Oh sorry.“ Ich würfelte Rot und musste ein Teil des Kartons, auf dem der Fluss dargestellt war, wegnehmen. Nun war Marco dran, der ebenfalls Rot würfelte, weswegen noch ein Teil entfernt werden musste. Auf diesem lag der gelbe Fisch.
Victor hatte es nicht ins Ziel geschafft. Er war zu langsam gewesen.
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