Tempo-rärer Herzschlag
Mein Herz schlägt bis ich tot bin, mal langsamer, mal schneller, beim Laufen ungleichmäßig. Aber ununterbrochen.
Während ich schlafe, während du schläfst.
Es rast bei dem Gedanken an dich, es tut ein bisschen weh bei dem Gedanken ohne dich und es zieht sich zusammen, nicht zu wissen, wann du zurückkommen wirst. . .
Ob du überhaupt zurückkommen wirst?
Das Tempo meines Herzens verändert sich, doch meine Liebe zu dir bleibt konstant.
Konstant wie ein Haus, inmitten eines Schneesturms, wie das Knistern des Feuers im Kamin, wie die Liebe zu dir, auch mit all deinen Fehlern. . .
All meinen Fehlern.
Manchmal bin ich taktlos, nicht aber das Pochen unter meiner linken Brust. Es pocht. Es pocht so sehr, dass es schmerzt und ich es kaum aushalte. Mein Puls, wie das Ticken des Zeigers, mein Herz wie das Uhrwerk. Die ganze Zeit. Zeit, unendlich, bis
Stille.
Doch die Uhr tickt weiter, ununterbrochen, treibt mich in den Wahnsinn und hält mich nachts wach. Zu lange habe ich gedacht, du würdest zurückkommen. . .
Du musst zurückkommen!
Denn wenn du da bist. . .
Wenn du da wärst, würde man meinen aufgeregten, unaufhaltsam pochenden Herzschlag unter all den anderen sofort erkennen. Wie eine Geige zwischen tausenden von Trompeten, wie einen Schmetterling in einem Schwarm voller Libellen. Der Schmetterling, in dem ich dich wiedererkenne.
Fragil.
Wunderschön.
Frei.
Ich vermisse dich und früher oder später verende ich daran.
Wie du.
Du bist tot, nicht aber in meinem immer noch schlagenden Herzen. Dein Lachen, dein Weinen, deine Augen, die deine Seele widerspiegeln. . .
Widerspiegelten.
Ich werde dir nie wieder in deine Augen, in deine Seele schauen können. Nie wieder werde ich mit dir, bei Sonnenuntergang über das Leben philosophieren. Nie wieder werden unsere Herzen im selben Takt, im gleichen Tempo schlagen.
Nie wieder wird dein Herz schlagen und ich weiß nicht, wie lange meines noch, ohne dich an meiner Seite, weiterschlägt.
Die Gedanken an dich stehlen Stück für Stück meinen Lebenswillen.
Die Erinnerungen an dich, sind wie Körner in einer Sanduhr. Anfang. Ende. In sich zerrinnend.
Und ich denke, ich habe es überwunden und ich kann ohne eine bleibende Wunde weiterleben.
Überleben. Nicht so wie du.
Bis die Sanduhr umgedreht wird und mich die Erinnerungen erneut einholen, meine Wunden aufreißen, mich quälen.
Ich liebe dich. Immer noch. Das Gefühl, in deinen Armen zu liegen. Dein Lächeln, dein Mut, wenn ich keinen mehr hatte.
Ich habe keinen Mut mehr. Ich verspüre nur unendliche Traurigkeit und Leere. Trauer, die wie ein Schleier auf mir liegt und mich nahezu erstickt. Ich ringe nach Luft, zittrig und in einem ungleichmäßigen Tempo.
Als würde mich jeder Atemzug noch tiefer in ein Loch ziehen, aus dem ich nie wieder herauskommen werde, so sehr ich mich auch anstrenge.
Doch lieber wäre ich tot und es bestünde die Chance, dich wiederzusehen, als weiterzuleben. Es hält mich nichts auf dieser Welt, nicht mal mehr deine Hand.
Dein Leben ist wie vieler meiner Gedichte. Nicht zuende geschrieben.
Ende.
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