TEMPOLIMIT
Mit den Gedanken und meinem Kopf immer in der Zukunft raste ich durchs Leben. Mein Ziel stets im Visier, keine Fehltritte, keine Pausen, keine Zweifel. Erinnerungen ähneln vorbeiziehenden Autos. Egal wie sehr ich mich anstrenge, damit kämpfe, mir den Kopf zerbräche, sie gleiten wie Rauch durch meine Finger. Eine beißende Kälte umhüllt meinen Körper, meine Haare stehen mir zu Bergen, ich schließe meine Augen. Desto mehr ich mich konzentriere, desto schneller ziehen sie an mir vorbei. Kein Tempolimit weit und breit. Wie konnte ich es nur so weit kommen lassen? Ist es wirklich das Leben, welches ich leben wollte? Wo ist das kleine Mädchen geblieben, das keine Grenzen kannte, keine Ängste hatte? Das Mädchen, das sich nicht angepasst hat, sondern gegen den Strom schwamm, stehen blieb, wenn es ihr zu schnell ging und anfing zu rennen, wenn es ihr zu langsam war. Das Mädchen, das ihr Leben selbst bestimmt hat, ohne aufs Tempo zu achten. Ist sie noch da? Wann kommt sie wieder? Ich brauche sie, mehr als ich es je gedacht hätte. Ich brauche sie, um den Sturm in meinem Kopf zu besänftigen und das Tempo meiner Gedanken zu stoppen, die wie wild um die Wette rasen. Ich brauche sie, um mir wieder bewusst zu werden, was ich wirklich brauche. Ich habe längst vergessen, wie es geht, loszulassen, sich fallenzulassen und durchzuatmen. Ich habe das Tempo erhöht, ohne es zu merken, ohne es mit meinem Herzen abgesprochen zu haben, und nun trage ich die Verantwortung. Die bittere Kälte hat nun meinen kompletten Körper eingehüllt, sie umschließt mich wie eine zweite Haut, schmiegt sich sanft an mich und erinnert mich daran, dass wenn ich nicht aufpasse und nicht bald vom Gaspedal steige, ich letztendlich mein eigenes Tempolimit überschreiten werde.
Mit den Gedanken und meinem Kopf immer in der Zukunft raste ich durchs Leben. Mein Ziel stets im Visier, keine Fehltritte, keine Pausen, keine Zweifel. Was für absurde Worte. Und dennoch ziehen die Autos an mir vorbei und ich rase stets mit Blick nach vorne in meine Zukunft.
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