Tintenleer
Deine Hände sind kalt. Aber als sie über meine Arme streichen, bekomme ich keine Gänsehaut. Deine Augen sind dunkel wie Tinte auf vergilbtem Papier, auf dem eine geschwungene Handschrift von längst verklungenem Lachen und verblühenden Sonnenblumen erzählt.
Hier bist du sicher, flüstern sie. Du brauchst dich nicht zu verstecken. Niemand kann dich sehen, nicht einmal du.
Sie sind magnetisch. Es ist so leicht, sich in ihnen und ihren sanften Versprechen zu verlieren.
Du lächelst und mein Mund lächelt zurück.
Ich fühle mich taub.
Willst du gehen? fragst du.
Ja, sage ich.
Warum bist du dann noch hier?
Ich schaue dich an, die langen Wimpern, die schmale Schatten werfen, das blasse Gesicht. Volle Lippen, die ich zwar nie wirklich berühren wollte, die mir aber eine Art vollständige Leere geben, wenn ich es tu.
Ich möchte einen Schritt zurücktreten, dich wegstoßen. Aber die Taubheit ist wie verschüttete Tinte, tränkt meinen Bauch und rinnt langsam in all meine Glieder.
Ich zittere in deiner Kälte und habe Angst, ohne dich zu erfrieren.
Vielleicht morgen, sage ich. Vielleicht kann ich morgen ohne dich aufstehen.
Dein Lächeln vertieft sich, als du mich enger an dich ziehst.
Vielleicht, sagst du.
Und ich liege stumm in den Armen der Depression und warte, bis sie mich loslässt.
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