Todessprung
Es war ein Tag wie jeder andere. Gelan saß auf den Treppen eines Hauses und rauchte. Er war voller Übermut. Erst vor einer Stunde war er in den JKF aufgenommen worden. Der JKF war der Club der über 15-Jährigen in seinem Viertel. Für die Aufnahme musste man eine Mutprobe bestehen. Gelan hatte in 50 Metern Höhe über eine zwei Meter breite Schlucht springen müssen. Er hatte es geschafft und nun war auch er dabei. Jetzt fühlte er sich unschlagbar, unübertrefflich, ganz und gar unbesiegbar, jetzt würde ihn nichts mehr klein kriegen. Da erinnerte er sich an eine Brücke am Ende des Viertels über einer weiteren Schlucht. Sie war in der Mitte zerbrochen und so klaffte zwischen den beiden Brückenhälften ein ca. drei Meter breiter Spalt. Die Brücke war 30 Meter über dem Boden der Schlucht und als Kind hatte sich Gelan keine 20 Meter an diese Brücke herangetraut. Doch nun in seiner Phase des unbändigbaren Übermuts wollte er es dieser Brücke zeigen. Er wollte von einer Hälfte zur anderen springen. Er ging los und betrat die Brücke ohne Angst. Als er das wackelige Holz unter seinen Füßen spürte, begann er zu laufen. Am Ende der Brückenhälfte sprang er ab, doch auf halber Strecke spürte er, dass er es nicht schaffen würde. Er streckte die Hände so weit er konnte nach vorne. Doch er streifte die zweite Brückenhälfte nur mit den Fingerspitzen. Schreiend stürzte er ab. Sein Körper verkrampfte sich, doch als Gelan am Boden aufschlug, erschlafften seine Glieder schlagartig.
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