Trotz Schmerz, genieße es!
Ich ging raus, um sicher zu gehen, dass niemand am Feld war. Plötzlich hörte ich was. Es war ein Hilfeschrei. Nachdem ich mich umsah, entdeckte ich Sekunden später weit hinten am Feld eine Gestalt. Ohne zu zögern lief ich hin. Ein paar Meter entfernt bemerkte ich, dass es verblutet war. Es war ein Er.
Ich ging näher und näher. Bevor ich ihn erreichen und versuchen könnte, dem Mann die Wunden zu verbinden und ihn schnellst möglich zum Krankenhaus zu bringen, sagte er mit schwacher Stimme: „Du kannst mir nicht helfen, niemand kann das! Niemand kann sich vor ihnen verstecken, sie kommen, sie werden alles vernichten, alles was sich ihnen in den Weg stellt!“ Als er sich umdrehte, erkannte ich den Mann. Er war mein Vater. Mir kamen die Tränen hoch geschossen, jedoch fragte ich mich, wo zur Hölle er die ganze Zeit über gesteckt hatte. Ich meine, das ganze Dorf suchte nach ihm, nachdem er eines Abends einfach verschwand. Nun ist das 3 Jahre her. In mir spielten die Emotionen verrückt, einerseits hatte ich endlich meinen Vater wieder, andererseits kämpfte er gerade gegen den Tod, ums Überleben. Innerlich wusste ich, dass der Kampf vergebens ist, aber wollte es trotzdem nicht wahr haben.
„Hier gibt es etwas Besonderes, welches sie wollen“, flüsterte mein Vater mit seinem letztem Atemzug. Ich fragte energisch: „Wer sind sie und was ist mit dir passiert, wo warst du all diese Zeit, haben sie dich so zugerichtet?“ All diese Fragen blieben offen, da es zu spät war. In diesem Augenblick war es mir klar, ich musste rausfinden, was passiert ist und denjenigen bestrafen, der diese Grausamkeit verübt hat. Ich sehnte mich nach Rache. Mit Tränen übers Gesicht ging ich den Blutspuren hinterher. An der „Grenze“ angelangt, die Grenze die ich nie überschreiten dürfte, die nur ich und mein Vater sehen konnten, von der niemand was wusste und von der Blutspuren kamen. Sie war so eine Art Mauer aus unsichtbarer Plasma, die irgendwas von uns trennte. Es hatte etwas Mysteriöses an sich, etwas, welches mich auf irgendeiner Art anzog. Ich dachte nicht lange darüber nach und ging durch.
Es ist dunkel. Alle. Einfach alle rund um mich herum lachen. Beim genauer Hinschauen erkenne ich es. Hinter dem Lachen versteckt sich Leid. Es tut weh. Es tut einfach weh. Immer seinen Schmerz verschleiern zu müssen, man versucht sein Bestes, um jeden zu zeigen, dass uns nichts fehlt und dass unser Leben perfekt ist. Keine Tränen dürfen fließen. Keine Schreie dürfen ertönen. Und auf gar keinen Fall darf man sich erinnern, denn das soll uns zerstören. Aber genau diese Tatsache, dass man das verdrängt, macht uns depressiv. Es wird uns einholen. Eines Tages ist es hier. Von Angesicht zu Angesicht muss man sich stellen. Hinter dieser Grenze bin ich nun, umgeben von der Vergangenheit. Es wird schwieriger zu atmen. Aber die Hoffnung darf man nie aufgeben, egal wie schlimm es gerade läuft, das Leben ist das schönste und wunderbarste Geschenk, das man bekommen hat. Man solle es hüten. Denn wir haben nur eins davon.
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