Trotzdem tat es weh
Sie war anders als die anderen und das wusste sie auch. Es war die Art wie sie die Welt sah, keine rosa-rote Brille aber auch kein ich hau dir in die Fresse. Sie war es gewohnt die Blicke auf sich zu ziehen, von allen Seiten durchbohrt zu werden. Trotzdem tat es weh. Sehr sogar.
Mutig war sie, richtig mutig. Stellte sich auf die Füße wenn andere es nicht taten, verteidigte die, die es nicht konnten und hörte denen zu, die eigentlich gar nicht sprachen. Manchmal aber, da kamen ihr Zweifel. Zweifel an ihrer Kleidung, an ihrem Auftreten, an – ihr. Und das tat weh. Sehr sogar.
Dann aber war sie wütend. Es war ihr, als würde sie etwas erdrücken, etwas das sie nicht begreifen konnte. Ein immer enger werdendes Gefühl in ihrer Brust, das ihr irgendwann die Luft raubt und ihr Herz zersprengt. Und das tat weh. Sehr sogar.
Sie nahm sich fest vor, nicht darauf zu hören. Auf stumm schalten wenn es wieder passiert. Sie war doch ein eigener Mensch, konnte tun und denken was sie wollte. - Sie würde es einfach nicht verstehen- . Das tat sie auch nicht. Wer hat denn schon das Recht über sie zu bestimmen, über ihren Körper, ihre Gedanken, ihre Seele- niemand. Das dachte sie zumindest. Und als sie aufhörte das zu denken, da tat es weh. Sehr sogar.
Jetzt begriff sie, was alle immer meinten. Sie war ja nur eine Frau, nur eine Frau.
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