und sie fuhr weiter

Der kleine Junge gegenüber von mir hatte etwas dunklere Haut und dunkelbraune Augen, die seine schwarzen Haare gut betonten. Er sah aus, als wäre er um die 13 und würde von der Schule auf dem Weg nach Hause sein. Direkt neben dem Platz, welchen er einnahm, saß eine etwas ältere Dame, die schon von der ersten Sekunde an scheinbar etwas dagegen hatte, dass sich der 13-Jährige neben sie setzte. Die U-Bahn rüttelte hin und her und es war echt schwer das Gleichgewicht zu halten. Ich gab mein bestes, doch ich schaffte es nicht und kam mehrmals an der Schulter des Mannes neben mir an. Jedoch entschuldigte ich mich sofort und der Mann lächelte nur. Als ich zum wiederholten Mal an seiner Schulter ankam, hörte ich von der gegenüberliegenden Seite eine aufgeregte Frauenstimme: „Sag mal geht’s noch? Hast du überhaupt wenigstens ein bisschen Kultur in deinem Land gelernt?“. Ich die ältere Dame, welche zu dem kleinen dunkelhaarigen Jungen neben ihr sprach. Es ging weiter. „Was glaubst du eigentlich? Wie sitzt du hier? Du hast kein Recht, mich auf irgendeiner Weise anzugreifen, nicht mal unabsichtlich. Wenn’s in deinem Land anders ist, dann schleich dich doch. Solche Leute brauchen wir nicht in Österreich“, hörte ich die Frau sagen. Der Junge schaute sie mit glasigen Augen an. Nichts. Nichts hat er geantwortet. Er sah sich mit einem um Hilfe bittenden Blick um, doch niemand stand auf, um ihm zu helfen. Keiner sagte ein Wort. Nicht einmal ich. Alle sahen, dass er Hilfe brauchte. Alle wussten, dass die Frau falsch lag. Alle hatten die Chance dazu, etwas zu sagen, aber niemand nutze sie. Der Junge schaute die ältere Frau ein letztes Mal an, stand auf und stieg aus. Die U-Bahn fuhr weiter.