ungefunden und abgefundenvon Vita Duit
Mitten in der Nacht bin ich aufgewacht und wollte auf einmal zum Mond. Es ist mir schon ein paar Mal aufgefallen, wie er auf meinem Teppich zusammen mit dem Fenster ein Muster malt.
Ich war in so einer Stimmung, da wusste ich zwar, dass es komisch ist, was ich gerade machen wollte, aber ich habe es trotzdem gemacht. Ich bin aufgestanden, habe aus meiner Lade ein paar Socken genommen. Bin die Stiegen hinuntergegangen. Gemeinsam mit einer Jacke und Sneakers habe ich den Umweg zur hinteren Tür, die in den Garten führt, auf mich genommen, die Eingangstür war mir zu laut. Wenn es dunkel ist, kommt mir jedes Geräusch zu laut vor. Ich bin hinaus in die Nacht geschlüpft und habe mich umgeschaut. Die Tür habe ich ganz leise hinter mir zugemacht. Es war schon sehr kalt, aber von der Aufregung war mir ganz warm und ich war so wach, aber meine Hände haben trotzdem gefroren. Meine Ärmel sind zu kurz gewesen, um sie darunter zu verstecken.
Der Garten schien mir gruselig, weil das Licht vom Mond so ungewohnt war, zu hell, ohne wirklich hell zu sein. Irgendwie ist der Mond wie der Heiligenschein der Erde. Meine Schritte waren lautlos auf dem Gras.
Auf der Straße hat sich das Licht vom Mond mit dem von den Straßenlaternen gemischt und mir Umrisse von Autos und Häusern gezeigt. Leider konnte ich auch eine zertretene Schnecke am Boden erkennen. Ich habe mich beleuchtet gefühlt wie ein Ausstellungsstück. Egal, ich will zum Mond.
Eine Straße weiter, dort, wo ich manchmal auf den Bus warte, ist mir glaub ich aufgefallen, dass das nicht geht. Ich meine, vorher hab ich auch nicht wirklich daran geglaubt, aber es war mir egal, und jetzt war es mir nicht mehr egal. Rückzug. Ich habe in meine rechte Jackentasche gegriffen, wo ich normalerweise meinen Schlüssel lagere, und nur ein Taschentuch gefunden, und in der linken habe ich gar nichts gefunden, und auch sonst nirgends. Der Mond schien mir auf einmal sehr weit weg und auch sehr unwichtig.
Ich habe mich einmal im Kreis gedreht. Alle Fenster, die ich sehen konnte, waren dunkel. Hell waren nur der Mond und die Sterne und die Straßenlaternen und ihre Reflexionen. Bäume schauen viel größer aus in der Nacht. Die kurze Steigung zu meiner Gasse kam mir ganz anstrengend vor, die Aufregung und die Stimmung hatten mich verlassen und jetzt waren da nur noch die Genervtheit und ich.
Auch hinter meinem Fenster war es dunkel.
Ich gerate nicht gerne in peinliche Situationen, wer tut das schon, aber jetzt war ich in einer. Meine Ärmel waren zu kurz und der Mond war so weit weg und die Tür des Hauses, in dem ich ja wohnte, war verschlossen. Hoffentlich denkt niemand, dass ich ein Einbrecher bin, aber irgendwie bin ich das ja auch. Ich kann nicht in ein Haus hinein, in das ich hineinwill. Aber wahrscheinlich sieht mich ja eh nur der Mond.
Auf dem Weg durch den Garten waren meine Schritte wieder lautlos und ich musste mich für eine Herangehensweise entscheiden.
Anläuten ist so laut.
Es war gar nicht so schwer. Glas ist dünn und Steine sind stabil und. Bin ich jetzt wirklich ein Einbrecher?
Es ist sehr warm in unserem Haus, und der Mond malt immer noch Muster auf meinen Teppich. Aber wenn ich das Licht aufdrehe, muss ich sie nicht mehr sehen.
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