Unsere Bestimmung
Wir blickten auf zu den Sternen und ließen alles hinter uns. Alles, was wir bisher kannten, wer wir bisher waren und alles, wovon wir bisher träumten. Wir wagten den Sprung ins kalte Wasser, wir verließen den Weg, der uns in eine sichere Zukunft führen sollte und begaben uns in die Ungewissheit. Doch worauf hofften wir? Nicht unerfüllte Träume, unbefriedigte Wünsche oder treibende Sehnsüchte und optimistische Hoffnungen bewegten uns dazu, alles liegen und stehen zu lassen. Ein Urinstinkt, tief verankert in unseren Seelen, trieb uns dazu. Wir hatten ein Ziel vor Augen und verfolgten es mit Hingabe. Uns war nicht klar, was uns erwarten würde, nur, dass es etwas gibt, etwas Ungeahntes, Verborgenes, und wir sehnten uns danach. Wenn einem die Ungewissheit verlockender erscheint als die sichere Gegenwart, ergreift einen eine solche Sehnsucht, dass man regelrecht darauf brennt, aufzubrechen und sich in das Ungewisse zu begeben. Wir waren von dieser Idee wie besessen, nur noch der Gedanke an den Aufbruch ins Neuland, in das Unbekannte, das Fremde war denkenswert. Wie auf einen Schlag vergaßen wir alle unsere Träume und gaben uns dieser Hoffnung hin. Wer wir früher waren, wurde egal, was zählte, war, wer wir sind und wer wir sein wollten. Der Gedanke ans Neuland war verlocken und zum Greifen nah. Es gab keine Vorbereitungen, es wurden keine Pläne geschmiedet, wie auch, wenn man nicht weiß, worauf man sich einlässt, wohin man sich begibt, ja, wenn man den Weg nicht kennt? Wir wussten nicht einmal was wir wollten, wer wir sein wollten. Wir sehnten uns nach der Freiheit, wollten sie mit jedem Atemzug auskosten. Frei sein, frei wie Vögel wollten wir sein. Wir wollten unsere Ängste und Hoffnungen, unsere Sorgen und Träume aufgeben, um zu sein, wer wir wirklich sind. Unsere Bestimmung ist es auszubrechen aus unserem Gefängnis, das wir uns selbst gebaut haben. Wir haben es Tag für Tag vergrößert, bis es zu eng wurde und wir wussten, dass wir ausbrechen müssen. Wir sind dazu verpflichtet, unseren Weg in die Freiheit zu finden. Daher ließen wir alles hinter uns, alles zurück, alles, was wir je geliebt, je gehasst haben. Für uns gab es nur Schwarz oder Weiß, Grau war keine Alternative. Konfrontiert mit all diesen Erkenntnissen, nein, mit der Wahrheit, gab es nur eine Lösung, einen Weg: den Aufbruch ins Neuland. Denn im Neuland würden wir frei sein, würden wir wir sein.
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