Unter den Sternen
Die kühlen Temperaturen zeichneten meinen warmen Atem in die Luft.
Die hellen Lichter der Stadt, hinter uns, versuchten mit aller Kraft, den Blick auf die Herrlichkeit des Himmels zu verbergen.
Allerdings ignorierten wir sie.
Denn auf der anderen Seite des Hügels war es zu schön, um sich über so etwas zu ärgern.
Hinter dem Hügel lagen die Weiten der Freiheit.
Ein leichter Windhauch ließ die Blätter über uns rascheln und gebannt betrachteten wir die kleinen, teilweise auch schwachen Funken, die der Himmel uns preisgab.
Tausende wenn nicht Millionen von fremden Welten waren dort draußen, vielleicht sogar nur wartend entdeckt zu werden.
Wir sagten nichts.
Wir hatten uns generell wenig zu sagen.
Wir spürten was der andere wollte, was er sich wünschte. Da genügte manchmal nur ein Blick.
Ausbrechen. Das war unser Plan.
Raus aus dem goldenem Käfig, der für uns geschaffen wurde.
Raus in die Welt.
Weg von dem Lärm, weg von den Lügen und den Menschen, die das Leben immer so schwer machten.
Es kotzte ihn genauso an wie mich.
Diese übergroßen Massen, diese belästigende Enge.
Es fühlte sich schon lange nicht mehr wie ein Leben an.
Nein, es war ein Dahinleben. Ohne Ziel, ohne Zukunft.
Diese Gefühle, die doch so… erstickend sind, all das wollten und mussten wir hinter uns lassen.
Und die Lösung lag vor uns.
Er beschrieb den Hügel immer als Ausguck eines gestrandeten Schiffes. Gestrandet am Ende der Welt.
Er hatte nicht unrecht. Der Hügel war die Grenze. Niemand ging weiter hinaus aus der Stadt.
Und da saßen wir nun. Bereit aus dem System auszubrechen, in das wir hineingeboren wurden.
Und doch gingen wir nicht weiter.
Zweifel keimte langsam in meinem Herzen und mit ihm auch Angst.
Fragend sah ich ihn an. Sein Blick war starr auf die Himmelskuppel gerichtet, als würde er auf etwas warten. Vielleicht auf seinen Mut?
Ich seufzte, er tat nichts.
Ich sprach zu ihm, er antwortete mit Schweigen.
Gedankenverloren blickte ich wieder zum Himmel und da war sie.
Eine riesige Sternschnuppe.
Wie in Zeitlupe tanzte sie über das Himmelszelt, als wollte sie jeden an ihrer Schönheit teilhaben lassen. Sie bewegte sich in die Richtung der weiten Ebenen, in Richtung Freiheit.
Mir stockte der Atem.
Fasziniert betrachtet ich diese Vollkommenheit und traute mich nicht einen Wunsch zu äußern, denn er wäre dieser Pracht nie würdig gewesen.
Im berauschenden Moment der Stille, griff er plötzlich nach meiner Hand und augenblicklich gefror mir das Blut in den Adern.
„Lass sie uns fangen!“, sagte er, mit einem hoffnungsvollen Funkeln in den Augen.
„Aber wie….“ Doch ich konnte gar nicht meinen Satz beenden, da riss er mich schon in die Höhe und begann mit mir, Hand in Hand, den Hügel hinab, den fallenden Stern hinterher zu laufen.
Schneller, immer schneller, bis es sich wie fliegen anfühlte.
Mein Herz pochte wie wild gegen meine Brust und in diesem Moment, in dem ich nach Luft schnappte, wusste ich dass wir Hals über Kopf, völlig gedankenlos unsere Reise begonnen hatten.
Mit den Sternen an unserer Seite.
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