veni, vidi, conscius factus sum
Ich mag Spiele die man zu Ende spielen kann, denn was ist der Punkt zu spielen, wenn es kein Ziel gibt? Trotzdem hasse ich den Gedanken das Ziel jemals zu erreichen. Ich möchte nicht einfach eines Tages alles in meinem Leben erreicht haben. Was mache ich denn dann? Sollte es dann einfach so… fertig… sein?
„Ich habe eine gute Frage.“, ich wurde mit dieser Aussage aus meinen Gedanken gerissen.
Bei der Erwähnung meines Namens schaute ich auf. „Wie weit müssten wir in der Zeit zurück gehen, damit dein damaliges Ich mir nicht mehr glauben würde, würde ich von deinem jetzigen Ich erzählen?“
Die Frage war kompliziert. Sie klang nicht nur kompliziert, sie war es auch wirklich. Wahrscheinlich ziemlich weit… es hatte sich nicht Vieles geändert, oder?
Meine Gedanken schwebten. Uni, Umzug, Auslandsmonate. Der Schulabschluss, die Arbeit, der Führerschein, die vielen Lizenzen… mein Atem stockte kurz- meine Haare, meine Piercings, mein Auftreten, meine Hobbies, meine Sprachweise. Meine Gedanken? Ich änderte mich tagtäglich, doch die letzten paar Jahre hatte sich sooo viel geändert. Ich bleibe still und schaue den wartenden Gesichtern entgegen – Gesichter von Leuten die ich vor diesem Abend gar nicht gekannt hatte, Gesichter von Leuten die ich erst seit Tagen, Wochen, wenigen Monaten kannte und Gesichter von Leuten, die ich schon so lange kannte, dass ich die Tage nicht mehr zählen konnte. Ich erinnerte mich an meine Freundin neben mir und mich, und wie wir als Kleinkinder im Matsch spielten. Wir alle hatten uns in den vergangenen Jahren so unglaublich viel geändert.
„Uhm-“, ich stotterte. Vielleicht doch nicht so weit? Wann war ich mir sicher, dieses Hauptfach würde ich studieren, wann war ich mir sicher, ich würde heute mit diesen Leuten, die ich meine Freunde nannte, in diesem Zimmer in MEINEM Dorm sitzen, Wein trinken und darüber nachdenken, wann ich mir dessen bewusst war. Wann war ich mir sicher, dass ich den Führerschein geschafft haben würde, dass ich tatsächlich die Welt bereist hatte – ganz ohne Familie. War mir jemals klar wie weit ich es geschafft habe? Hatte ich jemals erwartet es so weit zu schaffen?
Gehofft? Natürlich! Geplant? Ständig! Aber gewusst? Geglaubt? Sicher gewesen?
Durchatmen. Antworten. Unsicher.
„Vielleicht… als ich meine Uniannahme bekommen habe… Oder als wir für den Umzug gepackt haben. Naja, wirklich klar wurde es mir erst, als ich in diesem Zimmer stand, komplett kahl und lee- oder in der Uni? Bei der ersten Vorlesung?“
Wir alle schwiegen. Jede einzelne Person in unserem Sitzkreis war in Gedanken versunken, so auch ich. Ich erinnerte mich an all den Stress, der mich im Teenager Alter komplett fertig gemacht hatte. Und jetzt sitze ich hier… in meinem eigenem Leben und – es passt. Es war gut so wie es war. Mir wurde auf einmal klar – Ich hatte meinem jüngeren Ich nie gesagt, wie stolz ich auf mich bin. Die Reise wird immer weitergehen, aber ich habe sie gestartet. Ich bin bereit. Du hast geschafft, Kleine. Ich bin stolz auf dich.
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