Verblendung kommt vor dem Mut
Mut führt schnell zu Übermut, welcher anderen und dir selbst nicht gut tut. Es ist der Unmut, der einen plagt, bevor der mutigen Tat. Geblendet von dem Gefühlschaos in deinem Kopf rennst du in ein brennendes Haus, um der Held in einer schnell vergessenen Geschichte zu sein, in Übermut badest du und ertrankst schließlich stur in Flammen. Naiv wie ein Kind gehst du optimistischer als je zuvor, Schritt für Schritt, ohne über die Konsequenzen nachzudenken. Du bist ein Kind, das sich den Gefahren der Welt nicht bewusst ist, denn du sahst weg in der Hoffnung vor der Realität wegrennen zu können. Verloren in einer fiktionalen Welt träumtest du vor dich hin, ignoriertest jede rote Flagge, die sich in deinen Augenwinkeln spiegelte. Mit sanftem Lächeln blicktest du durch das blasse rosa Tuch vor deinem Gesicht, deinen Unmut sah man dir an und es war klar, dass du dich an Übermut nährtest. Liebliche Worte aus dem Mund der Schlange drangen in deine Ohren und formten Gedanken in deinem Kopf, die sich langsam wie ein Parasit breit machen. Der Unmut in deinen Adern setzte dein Herz in Flammen, ließen deine Augen tropfen und rissen dir das bleischwere Tuch vom Haupt. Getrieben von Schmerz sammeltest du die Bruchstücke deines Mutes vom Boden, du bist gegangen im Glauben übermütig zu sein, das war Mut.
Doch dein Mut ist immer noch ein ungeschliffener Diamant, der in den Tiefen deiner Selbst schlummert. Du suchst Tag für Tag nach einer Antwort auf die Frage die ungeduldig auf deiner Zunge brennt, sich langsam ausbreitet und sich in deinem Hirn festsetzt. Nächtelang denkst du darüber nach, wieso gerade du kein schillernder Edelstein sein kannst. Du bist ein kleiner Kieselstein am Wegesrand, der nicht den Mut hat, sich als prunkvoller Gletscher zu entpuppen. Du schweigst still und schluckst jedes noch so kleine böse Wort tapfer hinunter, als wärst du getrieben von Unmut, doch allein die Tatsache die Worte der Dämonen zu schlucken ist mutig. Sie schlugen dich mit ihren Worten wund, es gab ihnen Kraft und ließ sie sich dir überlegen fühlen. Dein Schweigen war ein Zeichen von Mut im Unmut, den du wie Medizin aufnahmst, als du diesen steinigen Weg gingst. Jede Zelle deines Körpers warnte dich vor dem Verzehr deiner unterdrückten Emotionen, welche sich langsam, aber sicher dem Überfluss näherten und sich die Energie deiner Seele zum Mahl machten. Suchend nach dem Mut, der tief in deinem Herzen schlummert, musstest du dich erst durch das in dir weit verwurzelte Geschwür des Unmutes kämpfen. Übermut und Leichtsinn waren deine Kumpanen; Kumpanen, die dich in der Schlacht begleiteten und zum Sieg führten.
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