"Verschwinde hier! "
Ich stolpere durch die Tür. Vor mir ragt eine große Esche empor. Ich blicke nach oben. Der sonst nur weiße Raum hat keine Decke und ich kann in den blauen, wolkenlosen Himmel sehen. Ich schaue wieder nach vorne. Die Esche bekommt auf einmal eine grässliche Fratze. Im nächsten Moment befinde ich mich in der Luft. Ich nähere mich dem Ende des Raumes. Ich fliege darüber, kann es jedoch nicht steuern. Ich lande außerhalb und die Szene verwandelt sich. Ich stehe auf einer Straße. Immer und immer wieder fahren Autos vorbei. Ich gehe einige Schritte vorwärts. Zuerst langsam, dann immer schneller. Ich weiß nicht, wo ich bin, oder wie ich hierherkam. Ich muss doch träumen. Ich blicke mich um. Plötzlich sehe ich ein Schild. Auf diesem stehen mit fetten schwarzen Lettern die Worte „Verschwinde hier!“ Ich trete erschrocken zurück und erfasse die Umgebung. Erst jetzt bemerke ich, was hier besonders komisch ist. Vorhin war es mir nicht aufgefallen, aber nun wird mir die Stille rundherum bewusst. Es gibt keine Menschen. Weder in den fahrenden Autos, noch auf dem breiten Gehweg. „Verschwinde hier!“ höre ich jemanden flüstern. Die Stimme klingt alt und gebrechlich. Ich drehe mich um, doch da ist niemand. Plötzlich höre ich dieselbe Stimmer wieder. Ich drehe mich erneut, doch niemand ist da. Ich höre die Stimme wieder und wieder, so oft, dass ich Angst habe mein Kopf könnte explodieren. Ich lasse mich auf den Boden fallen. Ich fühle mich wie ein kleines, verletzliches Kind. Langsam öffne ich wieder meine Augen. Gehupe. Das war das Letzte, das ich wahrnehme bevor ich anfange zu laufen. Das Gehupe verfolgt mich. Es ist so laut, dass ich mir wünsche, ich würde wieder die Stimmen hören. Ich drehe mich um, doch wieder kann ich niemanden erkennen. Ein dumpfer Schlag, ein stechender Schmerz in meinem Hinterkopf. Ich muss gegen einen Ast gelaufen sein. Ich setze mich auf. Ein Baum, welcher genau so eine grässliche Fratze, wie die Esche hat, steht vor mir. Sein Mund bewegt sich und formt die Worte „Verschwinde hier!“. Ich erhebe mich vom Boden und laufe los. Das muss alles ein Traum sein. Aber warum fühlt es sich dann so real an? Die Sonne ist weg. Wo ist die Sonne? Über mir schwebt ein dunkler Schatten. Plötzlich wachsen dem Schatten Arme und ein Gesicht „Verschwinde hier!“ schreit er schrill. Ich laufe wieder so schnell ich kann los. Ich blicke mich um. Diesmal sind es dutzende von Schatten, welche mich schnell verfolgen. Ich bekomme Panik. Ich laufe und laufe und laufe. Vor mir befindet sich ein Gebäude, ich biege in eine Seitengasse ein und springe über den niedrigen Zaun, der den Weg versperrt. Nur wenig später bin ich wieder auf der Hauptstraße. Plötzlich sehe ich vor mir eine Tür. Sie steht einfach mitten auf der Straße. Ich spüre Erleichterung, ich kann hier endlich weg! Ich gebe noch einmal alles und laufe auf meine Rettung zu. Sie öffnet sich. Ich stolpere durch die Tür. Vor mir ragt eine große Esche empor…
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