Verse eines Augenzeugen
Wenn ich ihn schweifen lasse, von der Leine lasse meinen neugierigen, trüben Blick
darfst du mir nicht böse sein
wenn er sich in deinem Haar verfängt, tief in deine Augen drängt
sich schlicht völlig an dich hängt
Auch wenn ich mich zahm zwinge
nach vorne zu blicken
nicht auszuticken
entspannt im Takt zu nicken
Da geschieht es manchmal, just en passant
dass ich deine Züge fasse und mutig aus der Reihe tanze
mich gierig an sie klemme
Spürst du die Stiche in deinem Nacken?
Wie du so selbstbewusst dahinstolzierst
und doch dein Ich, das kaum mehr ist,
wertlos rostet,
ins Nichts bugsierst
Du willst, dass ich wegsehe, nicht?
Mich in einem niederwerfen, mein Augenlicht entschärfen
Jetzt trachtest du mich auszumerzen, bis zur letzten Quintessenz
in meinem Herzen
Fast tust du mir leid, lässt mich salzige Tränen weinen
Ich lasse sie brennen auf meiner dürren Haut
Wie ich tanze, wie ich lache!
Die leblose Hülle, die du bist
Unser Hass, der nicht vergisst
Ich sehe dich schwinden, einen wankenden Geist sich winden
und muss für tot befinden
das traurige Häufchen Elend, dass meine Augen da durchbohren
Äußerlich nicht
Aber von Innen heraus
Wenn ich ihn gleiten lasse, ohne Aufsicht lasse meinen allzu gierenden, glasigen Blick
darfst du mir nicht böse sein
wenn er sich in deiner Schuld verbeißt, kaltblütig dein Herz zerreißt
deine Schultern frostig eist
Wie du dich langsam drehst, still auf fremder Erde stehst
voll bewusst und exerzierend
Verrat an deinem Selbst begehst
Da streifen sich unsere Blicke
für ein winziges Stück der Ewigkeit
Was du siehst, ist mir egal
Neuerdings sind hier doch alle
ausnahmslos und gern
neutral
Ich! kann sehen, ganz frei gestehen
wie deine Augen aus den Höhlen quellen
und zu meinem Amüsement
dein einst schändlich schönes Gesicht
entstellen
Wenn ich ihn kreisen lasse, dein Werk genau ins Auge fasse mit meinem müden, traurigen Blick
Ja dann
könnt‘ ich gut und gern verzichten
Würde sogar selbst vernichten
Den Zauber!
feuerspeiender Pyrodrachen
Die Magie!
funkensprühender Sprenggranaten
eure frechen fahlen Fratzen
in unserem schönen, freien Land
Die tolle Wut:
Sie lässt mich platzen
so wie eure Bomben
Doch!
Wollten sie uns auch belehren
zwangsverlagern und entehren
und bis auf den letzten einen
jeden kleinsten Wunsch verwehren
Wir sind wir!
und ich bleibe
gut und gerne
selbst mit Schmerzen, stets vollem Herzen
hier
bei dir
Dies sind nicht Worte eines Pessimisten
Noch Lyrik eines Nihilisten
Nur Verse eines
müden
greisen
Optimisten.
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:
Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX