Viel. Ganz viel?
Sonja. Ein Mädchen voller Emotionen. Ihr Freund Jojo, ist 4 Jahre älter, doch das kümmert das 16-jährige Mädchen keineswegs. Durch das Verlangen ihres Freundes, beschließ sie sich die Anti-Baby-Pille zu nehmen.
Ihr war bewusst, dass sie durch diese starken Nebenwirkungen erleiden wird, doch das war es ihr Wert. Denn mit ihm war sie so glücklich wie nie zuvor. Die Sommerferien mit ihrem Freund waren unbeschreiblich. Jojo machte aus diesem einsamen, schüchternen Mädchen eine selbstbewusste junge Frau. Sie wurde immer beliebter, doch dann…
…kam alles anders als geplant. Neben unreiner Haut und starken Stimmungsschwankungen veränderte sich ihr Körper durch die Pille von Tag zu Tag immer mehr. Und das ins Negative. Angefangen hat es mit zwei Kilogramm mehr auf der Waage. Dabei dachte sie sich noch nichts. Doch aus diesen zwei Kilogramm wurden plötzlich zehn, und aus den zehn, zwanzig.
Vor Scham versteckte sie sich tagelang in ihrem Zimmer, ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt, bis der Beginn der Schule wieder vor der Tür stand. Jeder starrte sie in der Schule an. Von allen Ecken kamen blöde Sprüche wie: „Fettklotz“, „dickes Schwein“ und „Walross“. Sofort rannte sie zu Jojo. Sonja wollte, dass er sie tröstet. Doch anstatt einer
Umarmung ignorierte er sie vollkommen. Er wurde schlagartig wie ein anderer Mensch. Das war nicht ihr Jojo, den sie kannte und liebte. Die Pause verbrachte sie auf der Toilette. Ganz allein. Tränen flossen ihr über die Backen. Ganz viele.
Als sie kurz auf ihrem Handy die Uhrzeit überprüfen wollte, sah sie Jojos Nachricht: „Ich mach Schluss, ein bisschen Sport hätte das nicht so weit kommen lassen müssen.“ Dies stieß in ihr zugleich Trauer und Wut aus. In diesem Moment beschloss sie die Pille wieder abzusetzen. Schon traurig, dass nur das Gewicht über einen Menschen urteilen lässt.
Zu Hause wurde es auch nicht besser, denn ihre Mutter beleidigte sie tagtäglich. So etwas sollte sich keiner von seiner Mutter erwarten müssen. Da bemerkte sie, dass sie nicht willkommen auf dieser Welt ist. Sie war an ihrem Tiefpunkt angekommen. Nach langen Überlegungen war es so weit. Sie schrieb einen Abschiedsbrief, an Verwandte und Bekannte. Es waren viele Verwandte und Bekannte. Ganz viele.
An einem regnerischen Donnerstag wachte sie auf und wusste, heute ist der Tag. Ihrer alleinerziehenden Mutter erzählte sie, sie würde joggen gehen und diese war davon nur begeistert. Als sie das letzte Mal das Haus verließ, bekam sie schon ein schlechtes Gefühl. Sie joggte in Richtung Brücke. Schnell, ganz schnell. Als sie schon auf dem Geländer der Brücke stand, raste plötzlich ein ihr bekanntes Auto vorbei. Sie warf deshalb einen zweiten Blick darauf. Es war Jojo! Als er Sonja erblickte, blieb er mit einem Vollbremser stehen, stieg aus und wollte sie vor ihrem Sprung in den Tod abhalten. Doch es war zu spät. Viel zu spät. Mental bereitete sich die junge Frau auf den Sprung vor und schrie nur noch: „Geh bitte!“
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