Wake up

Ich gehe von der Schule nach Hause. In meinen Ohren donnert Musik, so höre ich meine Gedanken nicht. Plötzlich wird alles ganz leise. Nein, ich will sie nicht hören! Unerwartet kommt das Lied. Man kann es nicht vermeiden. Wake me up, when September ends… So heißt es. Wenn man es hört, spult sich im Kopf ein Film ab. Das Leben. Man kann die eigenen Gedanken nicht vermeiden. Sie kommen hastig, fluchtartig, unvermittelt. Auf einmal weiß ich nicht, was ich machen soll. Ich gehe weiter. Schritt für Schritt. Nicht eilig. Ich sehe mich um. In der Nähe stehen Bäume. Wie fühlen sie sich wohl dabei, jedes Jahr ihre Blätter zu verlieren? Sie müssen auch traurig sein. Es regnet. Die Regentropfen klopfen. Herbst ist nicht eine Jahreszeit, sondern ein Gefühl. Manchmal froh, aber häufiger etwas anderes. Das Lied wird intensiver, lauter, aber diesmal kann ich meine Gedanken nicht unterdrücken. Sie kommen rasch, abrupt, übereilt. Einer folgt auf den anderen. Eine Kette schlingt sich um meinen Körper. Ich kann mich nicht bewegen. Die Musik dröhnt in meinem Kopf. Ich will das nicht mehr. Ich reiße den Kopfhörer aus meinen Ohren. Die Musik hört nicht auf. Ich höre sie noch immer. Alles ist grau. Ich renne jetzt - so schnell, wie meine Füße es zulassen. Irgendwohin. Die Musik wird leiser, immer leiser. Plötzlich höre ich nichts mehr. Ich bleibe still stehen. Es ist ganz leise. Ich kann frei atmen. Kalte Herbstluft strömt in meine Lungen. Mein Herz klopft wie verrückt. Unvermittelt scheint die Sonne auf. Sie scheint in meine Augen. Ich sehe nur grau. Aber grau ist die Mischung aus allen schönen Farben. Manchmal kann man nicht warten, bis man aufgeweckt wird. Manchmal muss man sich selbst wachrütteln. Dann kommt September zum Ende.