Wann hat eine Pflanze genug Wasser?
Wer kennt ihn nicht? Den Moment, wenn man an einem erfrischenden Morgen gut gelaunt durch das herbstliche Wäldlein flaniert und sich an den wunderbaren Schönheiten der Natur erfreut. Die wohlriechenden Blümlein und die beeindruckenden Bäume sorgen für eine unvergessliche Atmosphäre. Man blickt in den blauen Himmel, in dem Wölkchen ihre Bahnen ziehen und das eine schneller als das andere über das wunderbare Himmelsblau flitzt. Die Vögel singen ihre Lieder, der eine schöner als der andere. Die Melodien erklingen im Hall des dichten Blätterdachs, welches die schweren Regentropfen davon abhält die sanfte Haut des träumenden Holzfällers zu berühren und ihn davor schützt, den Wald elendig durchnässt wie ein Hund, der in einen See gefallen war zu verlassen. Der Holzfäller träumt vom Wanderer Glück, der jeden noch so weit entfernten Berg erklimmt und die Aussicht über die gesamte Welt genießen kann. Welch schönes Leben so ein Wanderer doch hat, wo er doch keine Bäume zu fällen hatte. Doch er hatte genug geträumt und griff zu seiner mächtigen Axt, die er über seine breiten Schultern trug. Dabei fiel sein Blick auf seine gestählten Arme, so stark, dass er damit ganze Berge heben könnte. Mit nur halber Kraft rammte er die Axt in den moosbedeckten Waldboden, sodass die Erde bebte. Er brauchte dieses lächerliche Werkzeug nicht um seiner Berufung nachzugehen. Er packte zwei Bäume, jeweils einen mit einer seiner zwei gewaltigen Hände, so groß, dass sie den gesamten Baumstamm umkreisen konnten. So packte er sie nun und riss sie aus dem Boden. Dabei brüllte er um seine Macht zu verdeutlichen. Dies weckte jedoch den Affenkönig, der sich ganz in der Nähe ein Mittagsschläfchen gegönnt hatte. Von seinen wohligen Träumen geweckt stand er auf und klopfte auf seine Brust. Er war gewaltig, mindestens doppelt so groß wie der Holzfäller. Sein Blick ragte über die Baumkronen der allergrößten Bäume hinweg, so groß war er. Er brüllte so laut, dass alle Vögel tot vom Himmel fielen und sich selbst die mächtigen Wolken schnell aus dem Staub machten. Nun standen dem Holzfäller die Schweißperlen auf der Stirn. Er hatte noch nie so einen gewaltigen Gegner gehabt. Er versuchte sich verzweifelt bei dem mächtigen Affenkönig zu entschuldigen, doch sein ängstliches Gestammel amüsierte diesen nur. Er lachte den armen Holzfäller aus, ja er lachte so laut, dass sich die gewaltigen Baumstämme bogen. Er konnte sich gar nicht mehr halten, er lag da und schlug mit der Faust auf dem Boden. Bei jedem dieser Schläge verursachte er ein Erdbeben, das selbst noch Kilometer entfernt zu spüren war. Noch nie hatte sich der Holzfäller so sehr geschämt. Weinend lief er nach Hause und lies sogar seine mächtige Axt im harten Waldboden stecken.
Nach so viel Action fragt stellt man sich als interessierter Leser bestimmt die Frage: Wann hat eine Pflanze eigentlich genug Wasser?
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