Warum genug manchmal doch genug ist
geǀnug: g. Schönes; g. zu essen haben; das ist g. zum Leben
Dieser Wörterbucheintrag trifft es meiner Meinung nach genau: Genug ist, was ausreicht. Nicht mehr und nicht weniger, nicht zu viel und nicht zu wenig. Genug ist eben genug.
Eigentlich wäre es also ganz einfach: Hat man genug, kommt man damit aus. Man benötigt nicht mehr, man kann gut mit dem, was man hat, leben. Ganz drastisch gesehen könnte man sogar alles, was mehr als genug ist, als überflüssig betrachten, aber soweit möchte ich nicht gehen.
Nur scheinen das manche Menschen leider anders zu sehen. Für viele ist genug eben nicht genug, viele sind nie mit dem zufrieden, was sie bereits haben, auch wenn das eigentlich bereits genug wäre. Das fängt schon im Kleinkindalter an und zieht sich dann quer durchs Leben. Es zeigt sich besonders bei materiellen Gütern, deswegen hier eine kurze Aufzählung von Dingen, von denen man anscheinend nie genug haben kann:
Das erste Beispiel: Spielsachen
Vor allem Kinder hegen oft den Wunsch, immer neues Spielzeug zu bekommen, ganz egal, wie viel sie schon besitzen. Auch die immer größer werdende Auswahl in Geschäften spielt hier eine Rolle.
Das zweite Beispiel: Kleidung
Auch wenn es klischeehaft ist, oft können besonders Frauen nie genug Klamotten im Schrank haben. So kommt es nicht selten vor, ein eigenes Ankleidezimmer zu besitzen bzw. ein Zimmer zur alleinigen Aufbewahrung von Schuhen zu verwenden.
Das dritte Beispiel: Elektronik
In unserer Zeit spielt es eine große Rolle, hier auf dem neuesten Stand zu sein. Bei der Fülle an Angeboten kann man leicht den Überblick verlieren, beispielsweise erscheint andauernd ein neues Smartphonemodell, dessen Besitz natürlich angestrebt wird, wird es doch in Werbebotschaften immer als noch besser und noch toller angepriesen.
Das vierte Beispiel: Geld
Das Streben nach Reichtum erklärt sich wohl von selbst. Dieser Punkt ist insbesondere wichtig, weil dadurch erst der Konsum der anderen Dinge ermöglicht wird.
Diese Liste ließe sich natürlich noch weiter fortführen und ergänzen, vor allem, was den vierten Punkt angeht. Natürlich ist es lebenswichtig, über genug Geld zu verfügen, um sich das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten. Dafür ist eben Geld notwendig, keine Frage. Aber eines kann ich nicht verstehen: Manchmal muss es doch genug sein? ! Denn wenn zum Beispiel bei Scheidungen von berühmten Ehepaaren über die Höhe der Millionenabfertigung diskutiert wird, oder in einem Testament ein Millionenbetrag immer noch angefochten wird, hört bei mir das Verständnis wirklich auf.
Wenn das Leben nur danach ausgerichtet ist, immer mehr Reichtum, sei es in Form von Geld, als auch in Form von Gütern, anzuhäufen, wenn man nie genug hat, immer mehr will, im Leben mit nichts zufrieden ist, wenn man glaubt, man muss immer mehr haben, nur um richtig zu „leben“, dann kann ich das nicht mehr „leben“ nennen.
Denn davon habe ich genug: Von Menschen, die einfach nicht genug haben können, für die genug einfach nicht genug ist.
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