Warum Sie und ich, wir beide, besonders sind.
Geh bitte!“, meinte meine Mutter gerade eben.
„Nimm teil, wenn du willst, aber sei nicht traurig, wenn du nicht gewinnst“, hat sie auch gesagt.
Sie will mich nicht demotivieren, sowas sagt sie immer.
Aber wird dieser Text irgendetwas erreichen?
Das ist eine gute Frage, auf die ich keine Antwort habe.
Werde ich, überhaupt irgendwas erreichen?
Ich werde wahrscheinlich Rechtwissenschaften studieren,
nach diesem Gymnasiumhorror natürlich.
Und, wahrscheinlich werde ich irgendwann heiraten.
Das will ich nicht,
meine Eltern genauso wenig,
keine Sorge.
Das ich ein Star werde, ist sehr unwahrscheinlich.
„Geh bitte“ - wahrscheinlich irgendein Freund,
„Geh bitte“ - wahrscheinlich irgendein Lehrer,
„Geh bitte“ - Ich,
fast jedes Mal,
wenn ich drüber nachdenke,
dass ich auf IRGENDEINER Leinwand zu sehen bin.
In IRGENDEINEM Radio zu hören bin.
Unwahrscheinlich.
Passt, dann werde ich halt KEIN Star.
Ich werde einen zweiten Sinn im Leben finden.
Liebe?
Es war so klar,
dass ich das sagen werde.
Falls Sie bis hierher gelesen haben,
gratuliere ich Ihnen,
aber das ist sehr unwahrscheinlich.
Egal, ich schreib halt,
ob es gelesen wird oder nicht ist nicht mehr meine Sache.
Vergessen wir Liebe,
Star werden ist mir wichtiger ehrlich jetzt.
Mittlerweile ist Ihnen klar,
dass ich was erreichen möchte.
Jeder will etwas erreichen,
ich bin nichts Besonderes.
Manche möchten nichts erreichen,
aber das ist ein anderes Thema,
vielleicht werden Sie den Text dazu irgendwann mal lesen.
Sie können sich besonders fühlen,
Sie,
die Person, die das gerade liest.
Ich habe noch NIE
wem von meinen Träumen erzählt.
Diesen Text hat auch noch nie wer gelesen,
nur Sie und ich.
Vor wem er vorgelesen wird,
das ist eine sehr gute Frage,
auf die ich keine Antwort habe.
Wahrscheinlich haben Sie auch Fragen,
auf die es keine Antworten gibt.
NOCH nicht.
Keine Sorge,
die werden Sie bekommen.
Ich auch.
Ich bekomme sie zum Beispiel dann,
wenn ich den einen Atemzug
an diesem bestimmten Moment,
an dem besonderen Ort,
atme.
Auf der Bühne,
auf irgendeiner.
Unwahrscheinlich.
„Geh bitte“ - Sie, gerade eben.
Sie denken daran,
wie schlecht dieser Text ist.
Wahrscheinlich.
Sie könnten sich auch Gedanken drüber machen,
meinen Text ins Finale weiterzubringen.
Auch Wahrscheinlich.
Vielleicht sind Sie
der erste Schritt,
mir zu helfen, „Geh bitte“ aus meinem Leben zu entfernen.
Ich klinge so erbärmlich,
verzweifelt.
Echt traurig,
dass ich kein besseres Thema finden konnte.
Ich kann schreiben,
wirklich.
Aber,
ich habe so viele Träume zu verfolgen,
ich nutze jede Möglichkeit, um sie einer fremden Person zu erzählen aus.
Sonst würde ich etwas Kitschiges über die Liebe schreiben,
mein 2. Lieblingsthema.
Sie sind die erste Person.
Sie werden mich wahrscheinlich nie treffen,
nie über meine Vorstellungen urteilen.
Von Angesicht zu Angesicht.
Sehr unwahrscheinlich.
Sie wissen nichts über mich,
trotzdem wissen Sie das wichtigste.
Auch wenn ich meinen Traum nicht erreiche,
werde ich nicht weinen,
ich werde auf meine Mutter hören.
Hoffentlich bekomme ich wenigstens einen Gutaussehenden Mann und einen Gutbezahlten Job.
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