Was befreit von Angst?
Drei junge Freunde Ubald, Manytu und Utux, von welchen jeder einzelne sich nach einem Abenteuer sehnt, machten sich gemeinsam auf den Weg zum Tor der Erkenntnis. Vom Ehrgeiz getrieben, beschlossen sie einen Wettbewerb daraus zu machen. Keck nickten sie einander zu, danach brachen alle in verschiedene Richtungen auf. Für ein letztes Mal blickten sie über ihre Schultern zu den jeweils anderen nur um zu überprüfen, wer von ihnen das breiteste Grinsen trug.
Zweifelsfrei war es Utux, welcher grölend seine Triumphhymne sang. Angespornt vom Wunsch der Beste zu sein, wagte er sich in einen düsteren Wald. Lauernde Gnome nutzten seine Unachtsamkeit, indem sie ganz flink Seile um ihn wickelten und brachten ihn so zu Fall. Ein schmerzvoller Schrei entfuhr einem überraschten Utux.
Ubald vernahm diesen grausamen gellenden Schrei. Kurz verharrte er. Er kannte diesen Schrei. Utux! Verärgert über seinen unfähigen Freund von Gefahren fernzubleiben, eilte er dem Geschrei entgegen. Wie oft hatte er Utux schon gesagt, er solle vorsichtiger sein? Unzufrieden mit sich selbst und Utux konnte er es nicht lassen, seinem Freund in Not zu helfen. Ubald fühlte sich ausgenutzt und im selben Moment verabscheute er sich selbst, da er nicht in der Lage war seinen Helferinstinkt auszuschalten.
Etwas weiter weg, befand sich zur selben Zeit Manytu bereits vor einem prächtigen Tor. Als er sich fragte, ob dies DAS Tor der Erkenntnis ist, sprach eine alte, mächtige Stimme: „Manytu! Du hast es allein bis hierher geschafft? Du?“ Verdattert stand er da. „Ich spüre doch genau, wie wenig du dir zutraust. Du denkst, du kannst Utux und Ubald nicht das Wasser reichen - in vielen Bereichen hast du sogar recht“, fuhr das Tor fort. Zweifel keimten in Manytu auf, doch das ermutigte die Stimme weiterzureden: „An deiner Stelle würde ich verschwinden. Sieh’s doch ein, tief in deinem Innersten, weißt du doch ganz genau, dass du nichts wert bist.“ Getroffen von dieser brutalen Ehrlichkeit des Tores, bröckelte Manytus Wille. „Moment!“, meldete sich seine innere Stimme, „Du allein hast das Tor der Erkenntnis gefunden! Jetzt liegt es an dir, deine Ängste ein für alle Mal hinter dir zu lassen!“ Entschlossen wandte sich Manytu erneut zum Tor und sprach selbstsicher: „Nicht länger werde ich mein Leben von meinen Ängsten bestimmen lassen! Nicht mehr werde ich mich davon abhalten lassen, was mir am Herzen liegt!“ Mit dieser längst überfälligen Erkenntnis übertrat er die Schwelle des Tores.
Zufrieden räumt Manytu seine gleichnamige Spielfigur vom Brett und begutachtet die Lage seiner Mitspieler. Erstauntheit gemixt mit einen Hauch von Ungläubigkeit lag in der Luft. Manytu blickt seinen beiden Freunden aufmunternd zu und mit einem Nicken stehen sie auf und begeben sich gemeinsam aus der schäbigen, alten aber dennoch gemütlichen Höhle hinaus und wagen sich ins Unbekannte. Freudig nehmen sie das Risiko an und brechen auf zu ihrem bisher größten Abenteuer, nämlich ihr eigenes Leben.
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