Was wäre wenn?
Gemurmel, Gequietsche, Gerenne, Bewegung, Geraschel, Hektik, Summen, Piepsen, Lärm, Alltag. Stille. Was wäre, wenn alles einfach stehen bleiben würde? Würden wir dies überhaupt bemerken? Oder ist dies sogar ein Szenario, das sich zum tausendsten Male abspielt, weil wir es schlicht und ergreifend nicht bemerken? Was wäre, wenn Zeit nicht mehr existieren würde? Wäre dies überhaupt möglich? Existiert Zeit überhaupt? Was ist Zeit? Ein reines Konzept der Menschheit? Wenn ja, könnten wir „Zeit“ beenden? Sind wir so mächtig? Würde das Abschaffen von Zeit überhaupt ein Zeichen unserer Macht sein oder würde es uns nur noch einmal vor Augen führen, wie klein, unbedeutend und erbärmlich die Menschheit in Wirklichkeit ist? Stopp. Halten sie Inne. Nehmen sie sich einen kurzen Moment. Erinnern Sie sich noch an den Anfang dieses Textes? Falls nicht, lesen Sie zum wiederholten male die ersten zwei Sätze. Ich zählte verschiedene Dinge auf, steigerte mich in die Hektik des Alltages hinein, doch dann: Stille. Ich schrieb Stille. Doch diese Stille war nicht von langer Dauer. Ein Bruchteil eines Wimpernschlages allerhöchstens, hielt sie an. Denn in der Stille lauert der Lärm der Gedanken und der Fragen. Fragen über Fragen, zigtausende von ihnen, in schier unendlicher Schleife, brachen herein. Denn dies ist womit wir, ein Jeder und eine Jede uns tagtäglich befassen. Permanentes hinterfragen, andauerndes bewerten, unendliche Überlegungen. Ich bat um Stille. Ich verschaffte mir Stille. Nur um sie dann anschließend mit meinem eigenen, inneren Lärm zu füllen. Wichtiger Lärm, so kam es mir vor. Gedanken die aufgeschrieben gehören, gesagt gehören, an die Welt gerichtet werden sollten. Doch so erzeuge auch ich nur wieder Lärm. Vielleicht komme ich mir dabei überlegen vor, doch am Ende des Tages bin ich ebenfalls nur ein Krach- und Hektik-Produzent. Und ich frage mich: Sind wir Menschen überhaupt wirklich Ruhe bedürftig? Sehnen wir uns wirklich nach Stille? Oder ist dies nur eine Ausrede, unseren eigenen, persönlichen Lärm mehr in den Vordergrund rücken zu dürfen? Ich habe keine Antworten auf diese Fragen, und ich bezweifele stark das irgendjemand sie hat. Ich werde dennoch nicht aufhören sie mir zu stellen. Doch damit bin ich nicht allein, denn wir alle, Sie und ich und der alte Herr mit der Zeitung in der Hand und die junge Mutter mit dem Kinderwagen, ja sogar das kleine Kind selbst, das die Hand aus dem Wagen streckt um mit den Haltegurten der Straßenbahn zu spielen, hinterfragen permanent, bewerten andauernd und überlegen bis in alle Ewigkeiten. Wir lärmen, wir murmeln, wir quietschen, wir rascheln, wir summen, wir piepsen, wir denken. So machen wir ununterbrochen weiter. Auch Sie, nachdem Sie diesen Text gelesen, sich von ihm abgewandt und dem nächsten zu gewandt haben, agieren weiter. Hektisch, ohne Unterbrechung, ohne Stille, ohne Ende.
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