we all eat lies when we feel empty
Ihre zerschundenen Arme erinnerten sie an den Sonnenaufgang. Blau-lila Flecken auf rotem, pulsierenden Himmel. Es sah beinahe hübsch aus.
Es tut nur weh, weil ich dich liebe, sagtest du. Wärst du nicht so schwierig, müsste ich das nicht tun.
Erst verlor sie ihre Farben, dann ihren Glanz. Verblasste nach und nach wie euer gemeinsames Polaroid, das du zu lange in der Sonne hattest liegen lassen.
Ihr trankt Tequila aus den Weingläsern ihres Vaters und du meintest, dir gefallen ihre aufgeschlagenen Knie und die müden, grauen Augen.
Sie verbog sich für dich, bis sie brach.
[Das war die Wirkung, die du auf sie hattest. ]
Du warst der Einzige, der es schaffte, das selbstsicherste Mädchen, das ich kannte, in die Knie zu zwingen mit nicht mehr als einem einfachen Lächeln.
Für eine Weile dachte sie, das sei Liebe.
Es dauerte Jahre, bis sie erkannte, dass es nicht so war.
Am letzten Tag eurer Liebe brannte die Sonne vom Himmel und ihr Herz fühlte sich so kalt an, ihre Tränen froren zu Eis.
Stundenlang stand sie in der Kälte, ließ Hunger die Oberhand gewinnen, alles, so lange es sie etwas Anderes fühlen ließ, als deine Abwesenheit.
Ihre eigene Reflektion kam ihr fremd vor. Vergebens suchte sie sich selbst unter all den Abdrücken, die deine Hände auf ihr hinterlassen hatten, und den unzähligen Fragmenten ihres alten, erblassten Ichs.
Das war ihr Körper.
Aber er gehörte dir.
Ihre Haare.
Aber sie gehörten dir.
Ihre Lippen.
Aber sie gehörten dir.
Die Details spielten nicht länger eine Rolle. Ihre Gedanken waren unscharf.
Alles erinnerte sie an dich und alles brach ihr Herz aufs Neue.
Manchmal, wenn sie nachts nicht schlafen kann, stellt sie sich vor es ist dein Körper hinter dem ihren, immer noch in die Kerbe ihrer Wirbelsäule geschmiegt. Dein Atem, gleichmäßig wie das Ticken einer Uhr, und wie er sie Zeit und Raum vergessen lässt.
Du hast sie fallen lassen und es hat sich angefühlt wie fliegen.
Seit du weg bist, lechzt sie nach Veränderung; wechselt Farben wie Herbstbäume, ist unentschlossen wie Aprilwetter.
Nähe macht ihr Angst, Liebe raubt ihr den Schlaf.
Der Gedanke daran einen Teil von sich selbst aufs Neue zu verlieren dreht ihr den Magen um. Für eine Weile hat sie sich zurückgezogen um zu heilen und sich neu zu erfinden, jetzt kommt ihr ein Schritt nach vorne beinahe unmöglich vor. Sie weiß nicht, ob sie je wieder die Berührungen einer anderen Person ertragen werden kann; Ob sie je wieder lieben werden kann.
Sie fühlt sich sicherer, wenn sie alleine ist.
Wir haben den Sonnenaufgang gemeinsam beobachtet, sie und ich.
Sie dachte an dich.
Und ich, ich dachte an sie.
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